Eine Reise durch Montenegros Nationalparks
Teil 1
Von Nord nach Süd erkunden wir Montenegros Nationalparks. Es ist April, der Frühling eignet sich bestens zum Wandern durch das „Land der schwarzen Berge“. Jetzt hat man die Wanderwege noch für sich, kann Tierbeobachtungen am Wegesrand machen, bevor im Sommer viel mehr Touristen einfallen. Starten wir im Durmitor Nationalpark im ganz Norden Montenegros.
Ankunft im Nationalpark Durmitor
Es gehört zum „Land der schwarzen Berge“, dennoch ist das Durmitor Gebirge mit seinen über 2300 Meter hohen Gipfeln nicht schwarz. Ganz im Gegenteil: Hoch oben sind die Gipfel noch weiß vom Schnee, weiter unten gibt es schon im April satt grüne Berghänge. Das wunderbare Bergpanorama nehmen wir zuerst garnicht wahr, denn über enge Serpentinen erreichen wir das Städtchen Zabljak bei Nebel und Regen. Zabljak liegt 1456 Meter hoch und gilt als höchstgelegenste Stadt des gesamten Balkans. Der Ort ist idealer Ausgangspunkt für Exkursionen, denn er befindet sich zentral im Nationalpark Durmitor.
Trotz des dichten Nebels und der einbrechenden Dunkelheit finden wir einen schönen Platz an einem kleinen See zum Übernachten am Rand Zabljaks. Die Nacht ist bitterkalt. Wir sind noch mit unserem alten T3-Bus Osti unterwegs, ohne Heizung. Am nächsten Morgen die Entschädigung für eine ungemütliche Nacht und die nun verquollenen Augen: Die Sonne strahlt und lässt den See glitzern, wie wir beim Aufwachen und dem ersten Blick aus dem Fenster sehen. Durchgefroren streifen wir uns dicke Pullover über und werden beim Öffnen der Bullitür von lautem Vogelgezwitscher begrüßt. Tief atmen wir die klare Bergluft ein. Das ist Frühling!
„Bevor wir die Gegend erkunden, erstmal Frühstück und Aufwärmen im Café im Ort“, lautet unser Plan. Wir schmeißen also nochmal den Motor an und rollen ins Zentrum. Beim Parken stellt Maik fest, dass ein dicker Nagel im Hinterreifen unseres Bullis steckt. „So ein Mist!“. Im Café empfielt man uns eine Werkstadt, am Ortsausgang. Der Tipp war gut. Der zwar etwas wortkarge Autoschrauber, entfernt den fetten Nagel und klebt das Loch für insgesamt fünf Euro. „Ob das lange halten wird?“, frage ich mich. Aber ich bin alles andere als Experte auf dem Gebiet und später zeigt sich: Es hält tatsächlich viele weitere tausend Kilometer.
Europas tiefste Schlucht
Inzwischen ist es 14 Uhr. Endlich brechen wir zu unserer ersten Wanderung auf. Die Sonne hat hier oben so eine Kraft, dass wir unsere Pullover ausziehen und im T-Shirt wandern können. Durch Kiefernwälder in denen auffällig viele Eichhörnchen umher huschen, vorbei an riesigen Eisfeldern, die jetzt im April tropfen und knarzen, stratzen wir zum Aussichtspunkt “Tara Canyon“. Von hier gucken wir bei einer Pause Butterbrot knabbernd in die beeindruckende Tara-Schlucht mit einem der letzten ursprünglichen Schwarzkiefernwälder Europas. Mit etwas Glück kann man von hier aus auch Steinadler und Gänsegeier beobachten. Die Tara-Schlucht ist mit 1300 Metern die tiefste Europas und auf ihrem Fluss Tara lassen sich im Sommer gerne die Rafter in ihren Gummibooten treiben. Zwei Tage später werden wir noch eine andere Aussicht auf die Schlucht genießen, nämlich von der Đurđevića-Tara-Brücke. 25 Kilometer von Zabljak entfernt überspannt sie die Schlucht an deren schmalster Stelle. Wahrlich ein kribbeliges Gefühl sich bis zur Brückenmitte zu begeben und 172 Meter in die Tiefe zu schauen.
Für die zweite Nacht im Durmitor Nationalpark checken wir auf dem von Zabljak ausgeschilderten Autocamp Ivan Do ein. Die Lage zwei Kilometer außerhalb Zabljaks ist traumhaft. Umgeben von Wäldern hat man Blick auf das Durmitor-Bergmassiv und kann fußläufig den großen Crno Jezero, einen der 18 Gletscherseen des Nationalparks erreichen. Die Sanitären Anlagen im Camp sind allerdings ziemlich basic. „Braucht ihr Strom?“, fragt uns Campingplatz-Chef Radomir. „Dann stellt euch am besten dort drüben hin, näher zum Haus. Die anderen Anschlüsse funktionieren derzeit nicht“. Die Saison hat noch nicht begonnen, wir sind die einzigen Gäste und Radomir ist noch fleißig am basteln, damit alles fertig ist, wenn die Urlauber kommen.
Frühstücksei für Streunerhunde
Während unserer Zeit auf dem Camp Ivan Do gesellen sich zwei Streunerhunde zu uns. In Montenegro machen wir Bekanntschaft mit zahlreichen Streunern, diese zwei sind die ersten Vertreter, die wir kennen lernen. Natürlich stauben sie etwas von unseren Kartoffeln mit Ajvar ab, und am nächsten Morgen, sie kommen angerannt kaum lassen wir uns vorm Bulli blicken, gibt’s Frühstücksei für die zwei. Die Streuner merken wohl ganz schnell, wer ihnen wohlgesonnen ist. Anfangs sehr ängstlich, werden sie schnell zutraulich, ja manchmal sogar ein wenig aufdringlich. Das erleben wir bei vielen Streuner-Begegnungen. Als wir Weiterfahren wollen, ergibt sich eine rührende Szene: Die ältere Hündin rollt sich unter dem Eingang unseres VW-Busses zusammen, liegt dort und lässt sich nicht hervor locken. Es scheint als wolle sie unser Wegfahren blockieren. Es hilft nichts, erst als wir einsteigen und den Motor anlassen, springt sie auf und stellt sich neben unseren Wagen. Wir fahren, ich schaue besser nicht mehr zurück.
Tierwelt rund um den Czerno Jezero See
Die leichte 3,5 Kilometer lange Rundwanderung um den Czerno Jezero sei jedem empfohlen der den Nationalpark Durmitor besucht. Der „Schwarze See“ besteht eigentlich aus zwei Seen, die durch eine schmale Wasserstraße verbundenen sind. Diese zwei türkis-blauen Seen werden von den Einheimischen auch als die „Augen der Berge“ bezeichnet. Unsere Seeumrundung wird im April leider an einer Stelle durch einen Wasserfall blockiert, der durch die Schneeschmelze gerade breit und reißend ist. Im Sommer ist es wohl nur ein kleiner Bach, der den steilen Hang hinunter rinnt und den man mit einem Sprung leicht überwinden kann. Wir müssen leider umdrehen, entdecken dafür aber viele Tiere rund um den See, denn jetzt sind noch nicht viele Touristen unterwegs. Zahlreiche Tierarten leben in der Hochgebirgsglandschaft des Durmitor. Darunter Braunbären, Wölfe, Luchse, Wildkatzen, Wildschweine, Gämsen, Auerhähne und Birkhühner. Am See treffen wir auf eher kleinere Vertreter, wie zahlreiche Eidechsen die sich auf den besonnten Felsen in Temperatur bringen oder ein sich paarendes Krötenpaar.
Geführte Tierbeobachtung: Wer eine geführte Tour zur Tierwelt im Durmitor machen möchte, bekommt Auskunft in der Nationalparkverwaltung in Zabljak.
Unsere nächsten Ziele sind der rund 100 Kilometer entfernte Nationalpark Biogradska Gora und zwei weitere der insgesamt sechs Nationalparks Montenegros. Mehr dazu im zweiten Teil.
Oh wie schön! Da bekomm ich Lust auch nach Montenegro zu reisen!! 😀
Hallo Susi. Freut mich, diese Geschichte soll schließlich anstecken.
Hi Carolin,
ich find es absolut klasse, dass du mit deinem Hund die Welt erkundest. Da gibt es sicher die ein oder anderen Herausforderungen – ob bei der Unterkunfts- oder Transportmittelwahl.
Ich muss sagen, seit meinen USA-Reisen liebe ich Nationalparks. Den in Montenegro kenne ich noch nicht, wäre aber eine Reise wert. Obwohl ich nicht weiß, ob die Wanderung etwas für mich wäre. Spätestens am Aussichtspunkt auf die Schlucht hatten mir die Beine gezittert.
Schöne Grüße,
Stefanie
Hi Stefanie,
die Nationalparks der USA stehen ganz oben auf meiner Reise-Wunschliste.
Aber Europa hat da tatsächlich auch einiges zu bieten.
Danke für Deine nette Nachricht und fröhliches Reisen weiterhin. Vielelicht verschlägt’s Dich ja irgendwann auch mal nach Montenegro, lohnt sich!
Hi Carolin, Montenegro klingt ja echt richtig toll! Vielen Dank für den Tipp und die schönen Fotos. Sehr inspirierend, da möchte ich mich am liebsten gleich ins Auto setzen und losfahren. Sehr lustig auch die Story mit dem Reifen. Diese Art des Reifenflickens haben wir auch schon in Patagonien und Kuba erlebt, hält echt super 🙂
Hi Kathrin, danke für die nette Nachricht. Patagonien, Kuba…, wo ihr überall mit dem Camper reist..beeindruckend. Ihr mietet die Camper in Übersee, richtig? Seitdem wir unseren eigenen Van haben, sind wir meistens innerhalb Europas unterwegs. Da führt es einen dann eben an Ort wie das wunderbare Montenegro.
Schöne Reisen weiterhin und sonnige Grüße!