Spaniens Naturpark Serra de Montsant hat Western-Flair
Freunde der Wildwest-Romantik kommen im nordspanischen Naturpark Parc Natural de la Serra de Montsant auf ihre Kosten. Um zwischen Canyons zu wandern und dabei Greifvögel über den Köpfen kreisen zu sehen, muss man nicht unbedingt in bis in die USA reisen, Katalonien bietet eine reizvolle Alternative. Nur Cowboys und Indianer die fehlen hier…statt dessen trifft man auf Spuren von Eremiten.
Der Zufall führte uns in das Hinterland Tarragonas über das zauberhaft urige Städtchen Montblanc bis zum Naturpark Serra de Montsant. Im Ort Ulldemolins stattete man uns in der klitzekleinen, mit kompetenten Leuten besetzten Touristeninformation am Marktplatz mit Wanderkarten aus. Der beste Ausgangspunkt für eine Wanderung durch die, bei Ulldemolins liegende Schlucht von Fraguerau (Congost de Fraguerau) liegt keine zehn Minuten mit dem Auto entfernt.
Einsiedeleien und Steinböcke mitten im Naturpark
Von Ulldemolins fahren wir auf einem Strässchen immer den Schildern „Eremitas“ nach. Sie führen uns auf den Parkplatz an der Eremita de Sant Antoni. Wir schnüren unsere Wanderschuhe, füllen Yeti noch einmal seinen Wassernapf und dann geht’s los. Eremitas sind übrigens Einsiedeleien, kleine Kapellen und Behausungen in denen Eremiten sich in Abgeschiedenheit ganz ihrem christlichen Glauben widmen konnten. Einige dieser Orte sind noch heute bewohnt. Das gilt aber nicht für die Eremitas in der Schlucht von Fraguerau. An der Eremita Sant Antoni gibt es übrigens einen schönen Grillplatz und einen kleinen Kiosk.
Auf dem markierten Weg geht es ein Stück durch Kiefernwald und dann..ja tatsächlich….dann hinein in die beeindruckende Landschaft, die wie eine Kulisse in einem Western-Film wirkt. Mit Blick auf die rötlichen Canyon-artigen Felsformationen laufen wir über staubig-sandig-steinige Wege auf die Schlucht zu. Jetzt noch auf einem Pferd sitzen, das wär’s! Es ist April, Temperaturen um die 20 Grad sind ideal zum Wandern und doch gehört der Wilde Westen Spaniens uns fast ganz allein. In den insgesamt rund vier Stunden, die wir uns in der Schlucht bewegen treffen wir nur fünf andere Wandersleute.
Im Canyon geht es auf dem Hinweg zumeist bergab, links von uns die steilen Felswände, tief unter uns der glasklare Fluss Riu de Montsant, rechts der Blick auf die bizarr geformten Kalksteinfelsen auf der anderen Flussseite. Was es hier mit ein wenig Phantasie alles zu entdecken gibt! An was erinnert euch zum Beispiel dieser Felsen hier?
Die Leute in der Touri-Info Ulldemolins sagten, der aufregenste Teil der Schlucht liege zwischen der Eremita Sant Antoni und der Eremtia de Sant Bartomeu. Um zu unserem Ziel Sant Bartomeu zu gelangen müssen wir nach gut einer Stunde Wanderung auf die andere Seite des Flusses in ein einsames Seitental. Hinüber führt uns eine wackelige Hängebrücke, die für Yeti eine echte Herausforderung darstellt. Angespannt stakst er hinüber und das auch nur, weil Maik am anderen Ende schon mit einem Leckerli winkend auf ihn wartet.
Jetzt noch ein kurze, steile Passage, auf der Yeti wegen den dicken im Weg liegenden Kullersteinen ganz schön klettern muss, dann ist es geschafft. Wir sind an der ältesten Einsiedelei des Naturpark Montsant angelangt. Die Eremita Sant Bartomeu, war von 1160 bis 1851 bewohnt. Das felsüberdachte Haus können wir erkunden, dann ist es Zeit für ein Picknick neben der Kapelle. Alles ist sehr eng, wir sitzen quasi am Abgrund, lassen die Beine über der Schlucht baumeln. Yeti nehmen wir besser an die Leine. Bis auf den Ruf eines Steinadlers und unser Geknäuster beim Beißen in den Apfel hört man hier garnichts. Es ist unglaublich still in diesem Seitental.
Um die Idylle perfekt zu machen: Es tauchen Steinböcke auf! Direkt unter uns am Fels mehrere, weibliche Exemplare des hier vorkommenden iberischen Steinbocks. Wahnsinn, wie können die sich da bloß halten? Wir haben Glück und können die geschickten Kletterer eine ganze Weile beobachten, bevor sie uns bemerken und einen schrillen Warnschrei von sich geben. Ich wußte vorher nicht, das Steinböcke solche Geräusche machen können.
Zurück aus der Western-Welt
Wasser und Proviant sollte man sich auf dieser Wanderung auf jeden Fall mitnehmen, denn es gibt unterwegs keine Einkehrmöglichkeit. Von der Eremita Sant Bartomeu laufen wir stets leicht bergauf in eineinhalb Stunden zurück zum Van. Einen schönen Platz zum Übernachten finden wir direkt am Weg zurück nach Ulldemolins. Der Platz ist toll, bietet Aussicht auf den Ort ist aber leider auch Schafswiese, wie wir beim Aussteigen unter unseren Schuhen feststellen müssen.Yeti findet die Schafsköttel gut.
Der Parc Natural de la Serra de Montsant liegt 60 Kilometer von Tarragona und 140 Kilometer von Barcelona entfernt. Neben der Western-Schlucht von Farguerau gibt es im Naturpark noch viele andere schöne Ecken zu erkunden. Mit viel Glück kann man den Eisvogel, Füchse, oder die Vipernatter beobachten. Auf dem Weg zurück zur Küste, Richtung Tarragona lohnt auf jeden Fall ein Stopp in Montblanc. Toller Marktplatz mit leckerem Stand der örtlichen Backstube, beeindruckende Stadtmauer und eine Tierhandlung mit schönem Schild.
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