Die Rakši Kamel-Farm in Lettland
Ein Schild mit der Aufschrift „Rakši kamieli Zoo – Camel Farm“ weckt unsere Neugierde. Wir folgen der Beschilderung, die uns aus der mittelalterlichen Stadt Cēsis heraus führt. Cēsis liegt im Gauja-Nationalpark mitten in Lettland. Wir wundern uns: Eine Kamel-Farm hier im hohen Norden?
Die geteerte Straße wird zur Schotterpiste, wir fahren durch Kiefernwald entlang des Flusses Gauja. Zirka fünf Kilometern hinter Cēsis eröffnet sich eine riesige Waldlichtung. Wären die Schilder nicht, man würde sie hier nicht erwarten, die Kamel-Farm. Auf weitläufigen Wiesen grasen Trampeltiere, Lamas und Alpakas. Ebenfalls auf dem Gelände stehen einige Ställe und ein paar Holzhäuser. In einem der Häuser gibt es ein nettes Café, in einem anderen eine Schmiede, wieder andere können als als Ferienhaus gemietet werden.
„Derzeit halten wir hier auf der größten Kamel- Farm des Baltikums 80 Lamas und Alpakas“, berichtet uns ein Tierpfleger. Auch eine weitere Art der Kamel-Familie – Guanakos- habe der Betreiber der lettischen Kamel-Farm hier halten und züchten wollen. „Schnell haben wir gemerkt, dass sich die Guanakos nicht für die Farm eignen. Sie lassen sich nicht einzäunen, sind einfach zu wild“, so der Mitarbeiter.
Kleine Kamel-Kunde
Kamele werden in Altwelt- und Neuweltkamele unterteilt.
Zu den Altweltkamelen zählen die zweihöckrigen Trampeltiere aus Asien und die einhöckrigen Dromedare aus Afrika.
Neuweltkamele gliedern sich in Guanakos und die kleineren Vikunjas. Die domestizierte, also nicht mehr wilde Form des Guanakos ist das Lama, die des Vikunjas das Alpaka. Diese Arten kommen ursprünglich aus Südamerika.
Kamele hautnah
Seit 2006 können Besucher auf der lettischen Rakši-Farm Kamele hautnah erleben, sie streicheln und füttern, auf den Trampeltieren reiten oder mit Lamas und Alpakas wandern gehen. Kinder aber auch Erwachsene sollen, nach Aussage der Farm-Betreiber einen realen Bezug zu Tieren bekommen, die sie sonst nur im TV oder Internet, eventuell noch aus dem Zoo kennen. Das Konzept scheint aufzugehen. Am Tag unseres Besuches, einem Sonntag Ende Juni, ist die Farm gut besucht. Eine Mutter nähert sich mit Kleinkind auf dem Arm einem Alpaka, damit das Kind das flauschige Fell des Tieres berühren kann. Eine Gruppe Jugendlicher führt zwei Lamas spazieren und macht dabei Selfies von Mensch mit Tier. Jung und Alt haben hier Spaß und behandeln die Tiere respektvoll. Bei Unsicherheiten ist das Rakši-Team zur Stelle.
Wandern mit Lamas
Nach einem Kamel-Crêpe und Kaffee, genossen auf der Terrasse des Rakši-Cafés, halte ich Ronijs am Seil. Der zehnjährige, schwarze Lama-Hengst überlegt wohl noch, ob er sich mit uns auf Wanderung begeben möchte. Ich bin unsicher, halte ich doch zum ersten Mal im Leben ein Lama an der Leine. Eine Mitarbeiterin eilt mir zur Hilfe. „Ruhig ein bisschen kräftiger ziehen und dabei go Ronijs rufen“, erklärt sie mir. Okay, vierter Versuch, dieses Mal etwas energischer. Ronijs trabt los.
Ich hätte nicht gedacht, dass Wandern mit Lama Glücksgefühle auslöst. Ich freue mich wie ein kleines Kind, dass Ronijs mir über das Gelände folgt. Wir passieren ein Gehege mit Kaninchen, Esel Atos und eine Wiese mit schweizer Schwarzhalsziegen. Ab und zu treffen wir andere Kamele, die alleine oder mit Besucher am anderen Ende der Leine unterwegs sind. Nach 30 Minuten muss ich Ronijs wieder vorne am Gatter abgeben. Schade, hatten wir uns doch gerade angefreundet. „Dieses Lama war bis vor drei Jahren absolut wild drauf, hat sich manches Mal mit anderen Tieren gerauft, daher auch die Macke in seinem Ohr“, erzählt mir der Tierpfleger. Inzwischen sei Ronijs eines der liebsten Lamas der Farm. Na, da habe ich ja Glück gehabt 😉
Apropos liebe Tiere: Yeit durfte nicht mit auf die Kamel-Farm. Da dort zahlreiche Tiere, darunter auch die drei Farm-Hunde frei herum laufen, müssen Besucher-Hunde leider draußen bleiben.
Infos zu Eintrittspreisen, Öffnungszeiten und den Gästehäusern der Rakši Kamel-Farm gibt es hier.
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