Unterwegs im ältesten Wildpark Deutschlands
Mitten im märchenhaften Reinhardswald gelegen, am Fuße des Dornröschenschlosses Sababurg, in einer Region, die die Gebrüder Grimm zu ihren Erzählungen über Prinzessinnen, Hexen und Ritter inspirierte, liegt der Tierpark Sababurg. Er gilt als der älteste und einer der größten Wildparks in Deutschland.
Wer den Tierpark Sababurg besucht, sollte bequeme Schuhe anhaben und ein Fernglas in den Rucksack stecken. Die Gehege der Tiere sind so weitläufig, dass man die Wisentherde oder die Tarpane manchmal nur aus der Ferne betrachten kann. Dafür aber in einer traumhaften Naturkulisse mit uraltem Baumbestand. Hunde sind im Tierpark Sababurg herzlich willkommen und so wandeln wir mit János an der Leine unter den langen Eichenalleen, die das große Areal durchziehen.
Früher ein Jagdrevier – Der Tierpark Sababurg
Seit seiner Gründung 1571 durch Landgraf Wilhelm IV. am Fuße seines Jagdschlosses Sababurg hat der Park eine wechselvolle Geschichte zu verzeichnen. Er war Jagdrevier, Gestüt, Forschungsstation, Weidefläche und lange Zeit garnicht für die Öffentlichkeit zugänglich. Der hessische Landgraf hatte eine Faible für Tierkunde und ließ Rentiere und Elche aus nordischen Ländern importieren. Ein damals sehr mühseliges Unterfangen.
Ein klassischer Wildpark, in der Art wie wir ihn heute kennen, ist der Tierpark Sababurg seit seiner Neueröffnung 1973. 80 Tierarten leben dort heute und sind teilweise artübergreifend, vergesellschaftet in den weitläufigen Gehegen untergebracht. So grasen Wildpferde und Hirsche gemeinsam vor dem Panorama des Dornröschenschlosses. Fotografen aufgepasst: Das ergibt tolle Motive!
Rückzüchtungen bereits ausgestorbener Arten
Als wir den Eingang passiert haben, hilft uns der Übersichtsplan bei der Orientierung. Wir entscheiden uns zunächst den Urwildpark zu durchstreifen indem wir auf europäische Wildarten treffen. Besonders spannend finde ich die Rückzüchtungen der bereits ausgestorbenen Tarpane – die Heckpferde – und der bereits augestorbenen Auerochsen – die Heckrinder –.
Und dann sehen wir sie endlich: Die seltenen weißen Hirsche, die im Reinhardswald auch in freier Wildbahn vorkommen und um die sich zahlreiche Mythen ranken. In Jägerkreisen sagt man sich, dass das Erlegen weißer Tiere Unglück, ja sogar den Tod des Jägers bringe. Die weißen Hirsche seien keine Albinos, sondern das Resultat eines besonderen Gens bei Rot- und Damwild, erfahren wir im Tierpark Sababurg. Jetzt im Mai haben die Hirsche ihr Geweih gerade erst abgeworfen. So können wir sie leider nur ohne den imposanten Kopfschmuck betrachten. Wir entschließen unbedingt im Herbst noch einmal wieder zukommen, um die Hirsche in voller Blüte und laut röhrend in der Brunftzeit zu beobachten. Im Tierpark Sababurg gibt es dann auch Extra-Veranstaltungen wie „Hirschbrunft zur Abendstunde“ oder „Hirschbrunft im Morgengrauen“. Dann hat vielleicht auch die zum Park gehörende Greifvogelstation (mit Flugshow) wieder geöffnet, die jetzt im Mai augrund der Corona-Maßnahmen geschlossen war. Hunde dürfen allerdings nicht mit in die Station, genauso wie nicht in die Kontaktgehege.
Eine Arche für alte Haustierrassen
Mitten im Tierpark Sababurg liegt der als „Arche-Park“ ausgezeichnete Bauernhof. Hier werden alte und vom Aussterben bedrohte Haus- und Nutztierrassen gehalten und gezüchtet, z.B. Thüringer Waldziegen, Leineschafe oder Sattelschweine. Der Erhalt dieser urigen, wiederstandsfähigen Arten kann eine wertvolle Ressource sein. Wenn ihr mehr zu diesem Thema erfahren möchtet und euch speziell für diese alten Haustierrassen interessiert, habe ich hier noch einen weiteren Tierpark-Tipp für euch: Übernachten im Tierpark der seltenen Haustierrassen
Wir haben schon ein wenig schlappe Beine, aber bevor wir den Tierpark Sababurg verlassen, wollen wir uns noch den Kinderzoo ansehen, der sich direkt am Eingang befindet. Die hier gehaltenen, etwas exotischeren Arten wie Erdmännchen oder Humboldtpinguine sind insbesondere bei den kleinen Tierparkbesuchern beliebt, die in diesem Areal auf kurzen Wegen nah an die Tiere heran kommen, Streicheln und Füttern dürfen. Es gibt Spielplatz und Bimmelbahn. Ein riesen Spaß ist es, die Wellensittiche mit Kolbenhirse zu füttern. Das Tierfutter erhält man im Eingangsbereich.
Inmitten der Idylle des Reinhardswaldes
Nun wurden wir aber selbst auch hungrig. Zwar hatten wir uns zwischendurch mit Kaffee und Kuchen an der gemütlichen Elch-Lodge gestärkt, nun winkte aber das Abendessen am Van. Und um Pasta und Wein zu genießen, mussten wir nichtmal weit fahren. Der Wiesenparkplatz gegenüber des Tierpark Sababurg liegt so idyllisch, dass wir direkt dort unsere Campingstühle aufklappen und ein Dinner in der Abendsonne genießen konnten.
Im Reinhardswald gibt es noch viel mehr zu erleben. Direkt neben dem Tierpark Sababurg liegt das Natur-Highlight Urwald Sababurg mit uralten Baumriesen, in der Region warten zahlreiche Burgen und Schlösser darauf erklommen und erkundet zu werden, Orchideen und Schmetterlinge, sowie Schäfer-Kultur faszinieren im Naturschutzgebiet Stahlberg/Hölleberg und und und…mehr dazu demnächst hier in einem neuen Blogbeitrag zum Reinhardswald.
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