Dieses italienische Märchenschloss kannst Du sogar mit Deinem Hund besuchen
In der weiten Natur unserer Region „Tuscia“ gibt es unzählige ansprechende Wanderrouten. Und mit Hund ist Wandern doch meistens die schönste Freizeitbeschäftigung für alle Beteiligten. Heute möchte ich euch aber mal etwas Kulturprogramm bieten, selbstverständlich nicht ohne meinen Hund.
Es geht nach Vignanello zum Castello Ruspoli, 18 Kilometer von Bomarzo entfernt, ebenfalls in der Provinz Viterbo liegend. Der Name Vignanello basiert auf dem Wort „Vigna“, was Weinberg bedeutet. Noch bis in die 90er Jahre war Vignanello von Weinbergen umgeben und für seinen Weinanbau sogar bei den Päpsten in Rom sehr geschätzt. Auch heute noch werden hier Weiß- und Rotweine mit dem Prädikat „Vignanello DOC“ angebaut, allerdings hat auch hier (wie an vielen anderen Orten der Tuscia) der Haselnuss-Anbau überhand genommen und die ursprünglichen landwirtschaftlichen Strukturen verdrängt. „Der Duft nach Most und reifen Trauben, der im Herbst über Vignanello hing, ist längst verweht“, meint mein Freund Salvatore, der Vignanello schon in seiner Jugend besuchte.
Tipp: Das älteste Café im Ort
Dem pittoresken Ortsbild und den wunderschönen Aussichten von der Altstadt auf die umliegenden Täler und Hügel tun die Haselnussplantagen zum Glück keinen Abbruch. Wie so viele Orte in der Tuscia liegt auch Vignanello erhöht auf einem Tuffsteinplateau. Verliert man sich in den verwinkelten Gassen, wirkt der Altstadtkern größer als er ist. Das Zentrum ist die Piazza della Republica an der auch die „Bar Moderno“ liegt. Doch von wegen modern: Es ist das älteste Café von Vignanello. Hier sitzen wir bei einem Espresso staunend unter der Gewölbedecke mit Jugendstillampen. Früher waren dies die Pferdeställe des Castello Ruspoli. Das kann man noch heute gut nachvollziehen. 1921 verpachtete Prinz Alessandro Ruspoli die Stallungen an einen Herrn Luigi Ceccarelli, der sie unter strengen Auflagen der Adelsfamilie in ein Cafè umwandelte. So geschichtsträchtig das Ambiente, so historisch scheinen für uns auch die Preise zu sein. Hier kann sich wirklich jeder vor der Schlossbesichtigung ein zweites Frühstück leisten.
Schlossbesichtigung nur mit Führung
Nur einen Katzensprung von der Bar Moderno entfernt, liegt auch schon das, über eine hölzerne Zugbrücke zu erreichende Eingangstor des Schlosses. Über das Internet hatten wir uns ein paar Tage zuvor für eine Schlosstour angemeldet. Castello Ruspoli, erbaut 1531, ist nur mit Führung und nur Freitags bis Sonntags und an Feiertagen zu besuchen. Womöglich auch, weil das Schloss bis heute von der Familie Ruspoli bewohnt wird. Zusammen mit ihren Hunden wohnen die Ruspolis in der obersten Etage des Schlosses.
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Selbst Hunde haltend, zeigt sich die Adelsfamilie auch Besuchern gegenüber hundefreundlich. Wir dürfen den Schlossgarten mit unserem großen János betreten. In den Gemächern sind allerdings nur Hunde zugelassen, die man auf den Arm nehmen kann. Da muss ich bei János leider passen. Aber der Renaissancegarten ist eh der sehenswerteste Teil des Castellos. So schnüffelt János aufgeregt zwischen den in Herz-, Stern-, oder Labyrinth-Form geschnittenen Hecken, Springbrunnen und den Zitrusbäumen herum, die jetzt im November pralle Früchte tragen. Es ist märchenhaft hier! Das erkannten auch schon viele Filmemacher, die Castello Ruspoli als Kulisse nutzten. Ein Beispiel ist die Netflix-Serie „The Decameron“, die wir nach unserem Besuch geguckt und viele Orte wiedererkannt haben.
Eine Verbindung zu Bomarzo gibt es auch: Der Garten wurde 1611 von Ottavia Orsini entworfen, der Tochter von Giulia Farnese und Vicino Orsini, dem Gründer des einzigartigen Skulturenpark „Sacro Bosco“ von Bomarzo.
Über Bomarzo und seinen Sacro Bosco berichte ich hier: Bomarzo – ungeheuerlich geheimnisvoll!



Der hundefreundliche Fürst
In den Schlossgemächern treffen wir auf Fürst Francesco Maria Marescotti Ruspoli, oder besser gesagt auf ein beeindruckendes Gemälde, welches ihn zeigt. Aber nicht NUR ihn: Sofort sticht mir der kleine Hund ins Auge, den der Fürst auf dem Arm hält und die verblüfende Ähnlichkeit zwischen den beiden, bzw. ihren Frisuren. Wir erfahren, dass Marescotti Kunstmäzen war, der den deutschen Komponisten Georg Friedrich Händel 1706 bis 1709 als Chorleiter auf Schloss Ruspoli auserkor. Marescotti war aber auch Hundefreund. Ganz besonders soll er seinen kleinen, weißen Hund geliebt haben, sodass es für ihn selbstverständlich war, dass dieser auf dem Gemälde (1709) an seiner Seite verewigt wurde.

Marescottis kleiner Hund lieferte der Autorin Nathalie Pignatelli mehr als 300 Jahre später Inspiration für ihr Kinderbuch „Sulle orme della storia“ („Auf den Spuren der Geschichte*), in dem die zwei weißen Schlosshunde Maré und Scottino die Hauptprotagonisten sind. Das hübsch designte Buch bekommt ihr entweder auf Italienisch oder auf Englisch im Eingangsbereich des Schlosses.
Fürstlich schmausen
So eine Schlossführung macht hungrig. Gleich am Hauptplatz finden wir das Restaurant „Palazzo Pretoria“, welches uns weiterhin in historische Atmosphäre hüllt und in dem auch unser Hund herzlich willkommen ist. Bei einem Gläschen Trebbiano aus Vignanello und hausgemachter Pasta lassen wir die Eindrücke sacken und beschließen, nochmal wieder zu kommen, denn es gibt noch etwas spannendes zu erkunden:
Die „Connutti“ sind ein Tunnelsystem, das sich unter der Stadt erstreckt und vermutlich zur Wassergewinnung in den weichen Tuffstein gehauen wurde. Die Tunnel wurden im Mittelalter genutzt und erweitert, wie man vermutet auch zu Verteidigungszwecken. Auf einer Führung mit Helm und Taschenlampe können die unterirdischen Gänge besichtigt werden, die bis in das Untergeschoss des Castellos führen.
Tipp: Wer sein Ticket für die Schlossführung vorher online bucht, hat Zufahrt zum privaten Schlossparkplatz und kann sich die Parkplatzsuche in Vignanello sparen. Mit einem großen Wohnmobil kommt man allerdings nicht durch die Einfahrt (mit Kastenwagen klappt es aber).
Vignanello hat aber auch einen kostenlosen Wohnmobilstellplatz („Parcheggio Camper Vignanello“), von dem man aus den Ortskern und das Schloss in zehn Minuten zu Fuß erreichen kann.
Mehr aus Italien
Kennt ihr schon mein Italientagebuch? Darin berichte aus dem Landleben rund um das kleine Landhaus „Casaletto“ in Bomarzo, über das Landwirtschaften mit Wein, Oliven und Gemüse, natürlich über unsere Tiere, über Menschen, Traditionen und Events der schönen Region „Tuscia“ und meinem Einfinden in dieses fantastisch südländische Leben.
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