Mit der höchsten Bimmelbahn Europas durch die Pyrenäen
Ratata, ratata … im bunten Bergbähnchen „Petit train d’Artouste“ rauschen wir um acht Uhr früh ins Hochgebirge. Yeti hat etwas Mühe auf den Plastiksitzen halt zu finden und reckt seine Nase in den Fahrtwind – herrlich, frische Bergluft hier in Frankreichs hinterster Ecke der Pyrenäen.
Noch zwanzig Minuten zuvor standen wir 700 Meter tiefer im Pyrenäental „Valle d’Ossau“. „Pas de Probleme, der Hund darf mit in die Telecabine und auch in den Petit Train“, sagt uns die nette Ticketverkäuferin an der Seilbahn-Talstation in Artouste-Fabrèges. Das sorgt bei uns für gute Stimmung am frühen Morgen, war doch noch wenige Tage zuvor, auf der anderen Seite der Pyrenäen, in Spanien das Mitführen von Hunden in der Seilbahn nicht erlaubt.
Abheben mit der Telecabine
Also los! In der Telecabine schweben wir auf 1900 Meter und genießen den Wahnsinns-Ausblick zurück ins Tal auf den Fabrèges See. Oben angekommen wartet die höchste Eisenbahn Europas auf uns, „Petit train d’Artouste“. Die Bahn wurde in den 1920er Jahren als Transportbahn für den Bau eines Wasserwerks mit Staudamm angelegt. Jetzt bringt sie uns, und weil noch so früh, nur wenige andere Touristen in einer Stunde zum Gletscher-Stausee „Lac d’Artouste“. Dieser See liegt im Nationalpark Pyrenäen und keine Straße führt dorthin. Die Fahrt in den offenen Kabinen der Schmalspurbahn ist atemberaubend schön. Immer am Berghang entlang geht es mit rund 15 km/h leicht hinauf. Es eröffnen sich spektakuläre Blicke auf spitze Gipfelsilhouetten, in einsame Täler und auf tiefer liegende Almen auf denen die Schafe grasen, aus deren Milch leckerer Pyrenäen Käse gemacht wird.
Begegnung mit den Murmis der Pyrenäen
Doch was war das? – Yeti macht Anstalten vom Sitz zu springen. Dabei hatte er sich doch gerade mal, endlich an das Bahnrattern und die Platiksitze gewöhnt. Eine Eisenbahnkurve weiter sehen wir das, was unser Hund lange vor uns sah: Ein Murmeltier und drei Minuten später direkt das nächste. Die possierlichen Nager waren in den Pyrenäen ausgestorben. 1948 führte man die „Murmis“ wieder ein. So sollten Beute für Steinadler und Braunbären sein, die Dank des alternativen Futterangebots mehr Gämsen verschonten und für die menschlichen Jäger übrig ließen. Seitdem gedeihen die Murmeltiere in den Pyrenäen, sowohl auf der französischen, als auch auf der spanischen Seite prächtig.
Ihre Warnpfiffe, die wie das Kreischen eines Greifvogels klingen, hören wir immer wieder, als wir, aus dem Zug gestiegen, am Gletschersee entlang wandern. Mit dem lauten Pfiff benachrichtigen sie ihre Kollegen: „Vorsicht, Yeti im Anmarsch“. Von Gletschersee aus lassen Tages- und Mehrtageswanderungen durch die Hochgebirgswelt der Pyrenäen unternehmen. Man kann aber auch gemütlich entlang des Sees und der Staumauer wandern, im Bahn-Café ein Käffchen trinken und nach ein, zwei Stündchen einfach wieder zurück fahren.
Als wir am Abend wieder Talboden unter den Wandersohlen und -Pfoten haben sind wir wahrlich berauscht von der rauschigen Bahnfahrt und den einmaligen Eindrücken aus der Bergwelt. Wer die Pyrenäen besucht, sollte sich die Erlebnisfahrt in der Gebirgs-Bimmelbahn nicht entgehen lassen.
Kostenpunkt: 25€ pro Person für Seilbahn plus Zugfahrt (Stand Juli 2016).
Video: Die Fahrt im Petit Train d’Artouste zum Miterleben
Freier Wohnmobilstellplatz: Am Ortsende von Artouste-Fabrèges (wenn man von Süden kommt), direkt am See aber auch direkt an der Straße. Nicht so idyllisch, dafür aber gratis, Wasser gibt es auch und die Seilbahnstation ist in zehn Minuten zu Fuß erreichbar. Kostenpflichtige Stellplätze mit Stromanschluss gibt es am Parkplatz der Seilbahnstation.
Noch mehr Abenteuer im Val d’Ossau
Im Ossau-Tal gibt es neben dem Petit Train d’Artouste noch jede Menge anderes, schönes zu entdecken. Eine tolle Wanderroute in der Nähe von Artouste führt in zirka drei Stunden vom See Lac de Bious Artigues zur Berghütte an den Lacs d’Ayous. Am Lac de Bious Artigues gibt es Parkplätze, auf denen man aber nicht über Nacht mit dem WoMo stehen bleiben darf. Vom See aus werden Reittouren angeboten.
Neben unzähligen Wanderrouten, die teils zu bewirtschafteten Berghütten führen, gibt es im Dorf Aste-Béon die Möglichkeit mehr über die riesigen Gänsegeier zu erfahren, die man beim Wandern oft am Himmel kreisen sieht. Im Museum “Geierfelsen“ (La Falaise aux Vautours) zeigen Übertragungen von Kameras, die nahe der Geierhorste angebracht wurden, die Vögel hautnah.
Wanderkarten und Informationen auf Englisch und Französisch bekommt man zudem in der netten Touristeninformation nahe der Seilbahnstation und dem Petit Train d’Artouste in Fabrèges oder hier.
Coole Sache und tolle Bilder, das werde ich mir merken und irgenwann auch machen. Schön das man sogar seinen Hund mitnhemen darf. 🙂
LG
Sarah
Liebe Sarah,
es lohnt sich absolut! Melde Dich gerne, wenn Du weitere Infos und Tipps zur Region brauchst.