Tour durch den ältesten Nationalpark in Litauen
Auf unserer Reise mit dem Camper durchs Baltikum besuchen wir im Juni den Aukštaitija Nationalpark. 1974 gegründet, ist er der älteste Nationalpark in Litauen. Er liegt in einer Wald- und Seen-reichen Region im Osten des Landes nahe der weißrussischen Grenze, in der bis jetzt mehr Biber, Elche, Wölfe, Luchse, Hirsche und Wildschweine herum laufen, als Touristen.
Nationalpark vs. Atomkraftwerk
Mit der Gründung des Nationalparks, hoffte man damals den Bau eines Atomkraftwerks im nahegelegenen Ignalina verhindern zu können. Leider setzte sich die sowjetische Energiediktatur durch: 1975 entstand dort ein Kernkraftwerk vom Typ Tschernobyl, dessen Vergrößerung 1988 aber von der Unabhängigkeitsbewegung Sajūdis verhindert werden konnte. Auf Druck der EU wurde das Atomkraftwerk 2009 abgeschaltet.
Nur wenige Kilometer von Ignalina entfernt, scheint einem im romantisch gelegenen Dorf Palūšė am Lūšiai-See die Atomkraftlobby mehr als fern. Hier decken wir uns bei der Nationalparkverwaltung mit Kartenmaterial ein und treffen Susanne Schmitt, die in Erfurt Naturschutz studiert hat und nun ein Jahr Freiwilligendienst im Nationalpark in Litauen absolviert. Sie gibt uns Tipps für unsere, mit eineinhalb Tagen eigentlich viel zu kurze Tour durch den Aukštaitija Nationalpark. „In ganz Litauen leben so viele Menschen wie allein in Berlin. Hier gibt es noch so viel Platz, so viel weite Natur“, schwärmt sie.
Traumhafte Stellplätze im Nationalpark in Litauen
Und so ist es auch für uns kein Problem, die schönsten Stellplätze inmitten der Wälder, oft am Wasser zu finden, an denen wir im Camper übernachten können. Im Aukštaitija Nationalpark gibt es nämlich neben „richtigen Campingplätzen“ zahlreiche, gekennzeichnete Picknick,- und Badeplätze mit Feuerstellen. Nur hier und nicht außerhalb ist Grillen und Übernachten erlaubt. Stundenlang hocken wir abends mit Fernglas und Bierchen am See und warten in der kurz vor Mittsommer endlosen Dämmerung auf Biber. Von denen soll es hier jede Menge geben, haben wir von Susanne Schmitt erfahren. Wo sind sie bloß alle? – An diesem Abend wohl an einem der über 100 anderen Gewässer.
Pflanzen-Dschungel im Nationalpark in Litauen
Auch wenn wir wir mehr an Tieren als an Pflanzen interessiert sind, wandern wir am nächsten Tag auf dem Botanikpfad. Von Palūšė aus führt der 3,5 km lange Rundweg vorbei an über 150 Pflanzenarten….und gefühlt über 150.000 Mücken. Zu dumm, dass wir mit kurzen Hosen unterwegs sind! Zurück am Ausgangspunkt, einem Picknickplatz mit kleinem Strand am Lūšiai-See, vespern wir, und laufen noch kurz den Hügel hinauf zur alten Holzkirche mit dem daneben stehenden, achteckigem Glockenturm.
Mystischster Ort im Nationalpark in Litauen
Weiter geht die Fahrt zum Ladakalnis-Hügel. Er ist Teil eines Höhenzugs, der aus der Luft betrachtet Form eines Drachen haben soll. Der Ladakalnis diente als heidnische Opferstätte für die Göttin Lada, die Mutter der Erde. Als wir auf der Spitze stehen und über sechs umliegende Seen blicken, am Horizont nichts als tiefe Wälder, ist die Atmosphäre wahrlich mystisch.
Unser nächstes Ziel ist das Dorf Ginuciai mit seiner alten Wassermühle. Auf dem Weg dorthin passieren wir den Burghügel von Ginuciai. Es ist sehr warm und Yeti hechelt mächtig, als wir die steile Holztreppe hinaufkraxeln. Oben angekommen, wieder taumhafte Aussicht und bewachsene Wälle, die erahnen lassen, dass hier mal Festung gestanden hat. Im Aukštaitija Nationalpark gibt es zahlreiche archäölogische Punkte wie Wälle, Grabstätten und Siedlungen.
Badespaß und Bienen im Nationalpark in Litauen
Kaum an der historischen Wassermühle von Ginuciai angekommen, waten wir in den Fluss, der dort unter Weiden fließt. Eine herrliche Abkühlung, an der auch Yeti Freude hat, denn Hunde dürfen hier mitbaden. Besonders viel Spaß mach es sich in der Strömung treiben zu lassen, die durch die hölzerne Mühlenvorrichtung entsteht.
Weniger hundefreundlich, aber dennoch einen Besuch wert ist das Imkereimuseum in Stripeikiai. Es liegt idyllisch mitten im Wald und ist nur über eine Schotter-Sand-Piste mit dem Auto zu erreichen. Yeti darf leider nicht mit auf’s Terrain, das aus mehreren urigen Holzhäusern, sowie Holzskulpturen und verschiedenen Bienenbehausungen besteht. In einer Ausstellung erfahren wir über die litauische Geschichte der Bienenzucht. Würde Yeti nicht draußen auf uns warten, hätten wir glatt noch länger auf den Holzschaukeln und Hängematten gechillt. Leider ist das Holztischchen am Museumsausgang, an dem an machen Tagen Honig verkauft wird, bei unserem Besuch nicht besetzt. Übrigens: Jedes Jahr am 15. August findet zum Abschluss der regionalen Honigernte ein Honig- und Brotfest in Stripekai statt.
Kanu-Vermietung und Unterkünfte
Den Aukštaitija Nationalpark können Wasserfreunde auch herrlich mit dem Kanu erkunden. Die meisten der zahlreichen Seen sind miteinander verbunden. Informationen zur Bootsvermietung, sowei zu Unterkünften oder geführten Touren durch den Park bekommt man am besten im Besucherzentrum des Nationalparks in Palūšė: Tel.: +370 386 47478; E-Mail: info@aparkai.lt
Ein Kommentar