Zu den Seen des Trentino
Klar, der Gardasee ist wunderschön, aber im Sommer und auch schon jetzt über Ostern geht es dort oft rummelig zu. Für uns als Wohnmobil-Reisende mit Hund artet die Suche nach einem ruhigen Stellplatz dort dann in Stress aus. Nirgendwo kann Yeti frei am See toben und das Schlendern entlang von Riva del Gardas Seepromenade bringt im Gewühl mit Hund an der Leine und Eis in der anderen Hand wenig Freude.
Deswegen erkundeten wir in diesem April die Gewässer nördlich des Gardasees, genauer die Seen des Trentino. Zirka 300 Stück schillern dort blau-türkis zwischen den südlichen Alpengipfeln und den Dolomiten. Unsere zweiwöchige Rundtour führt uns südlich von Bozen über Mezzocorona hinaus aus dem breiten und schon 20 Grad warmen Etsch-Tal. Stopp, bevor wir den ersten See ansteuern, soll die spektakuläre Fahrt in der Funivia (Seilbahn) von Mezzocorona nicht ausgelassen werden. Steil erhebt sich eine Felswand hinter dem Ort. Hoch oben an der Felskante thront die Seilbahnstation. Ohne Seilstützen führt die Funivia von Mezzocorona dort hinauf, auf den Monte di Mezzocorona. Wir suchen die Talstation.
Mit der Funivia hoch hinaus
Ein wenig mulmig wird mir schon, als wir in eine der zwei kleinen Gondeln steigen. Die einzige mögliche Alternative um auf den Monte die Mezzocorona hinauf zu kommen ist aber der 635 Höhenmeter überwindene Steil-Steig durch die Felsen. Will ich das lieber? Yeti legt sich platt auf den Boden. Das macht er in wackeligen Transportmitteln immer..wahrscheinlich um besseren Halt zu finden. Und schon schweben wir hoch über Mezzocorona. Die Funivia fährt schnell. Der Ausblick ist grandios. Richtig genießen kann ich ihn dann, oben angekommen von der Aussichtsplattform. Der Blick schweift aus 900 Metern Höhe über das weite Etschtal und die Berge an dessen Rändern.
Hier oben auf dem Monte di Mezzocorona gibt es eine wunderschöne Hochebene mit einigen Restaurants und Ferienhäusern. Es bieten sich zahlreiche Wandermöglichkeiten, z.B. eine knapp zweistündige Tour zur bewirtschafteten Alm Malga Kraun. Dort weiden auf grünen Bergwiesen Schafe, Esel, Pferde, Hühner und Alpakas. Als wir am späten Nachmittag mit der Seilbahn wieder hinunter gleiten möchten, sehen wir erst das Schild, das anzeigt, dass die Bahn zu dieser Jahreszeit nachmittags nur stündlich fährt. Macht nichts! Die 40 Minunten Wartezeit lassen sich bei Cappuccino und warmen Apfelstrudel auf der sonnigen Terasse des Restaurants 3 Cime, nahe der Seilbahnstation gut aushalten. Infos zu Fahrzeiten und Preisen der der Funivia Monte Mezzocorona gibt es hier.
Der tiefe Lago die Molveno (mit wenig Wasser)
Nun aber auf zu den Seen des Trentino: Als erstes stoßen wir auf den Lago di Molveno. Vom Ski-Ort Andalo aus die Brenta-Berge hinunter fahrend, eröffnet sich uns die Sicht auf den See. Das soll er sein? Der immer wieder zum schönsten See Italiens gekürte Lago di Molveno? Wir sind irritiert. Der tieftse der Seen des Trentino hat viel zu wenig Wasser. Anstatt am Ufer liegt der Badeort Molveno nun am Rand eines Geröllfelds, das Wasser beginnt erst zehn Meter tiefer. Später erfahren wir, dass der Molveno See Ende 2016 trocken gelegt wurde um Wasserkraftwerks-Rohre 50 Meter unterhalb der Seeoberfläche zu reinigen. Diese Arbeiten werden alle zehn Jahre fällig, sehr zum Ärger der Tourismus-Unternehmen und der Fischerei. Der See doch als sehr sauber und fischreich bekannt. Nun wird das Wasser aber wieder aufgefüllt, sodass der Lago die Molveno wohl im Sommer in altem Glanz erstrahlt und Badegäste wieder ihren Spaß haben.
Der kleine aber feine Lago di Tenno
Unser Weg führt durch das UNESCO Bioshärenreservat Alpi Ledrensi e Judicaria, der einzigen Alpenregion in der Bär, Luchs und Wolf dauerhaft leben, zum Lago di Tenno, rund 10 Kilometer nördlich des Gardasees, in den Bergen gelegen. Der kleine Tenno See macht unsere Enttäuschung vom Molveno See wieder wett. Bei einem einstündigen Spaziergang umwandern wir sein türkis leuchtendes Wasser. Auf dem Seegrund sind Bäume erhalten, die wahrscheinlich zu einem Wald aus dem 15. Jahrhundert gehörten. Entstanden ist der Tenno See durch einen Erdrutsch vor rund 1000 Jahren. Das Ufer des Lago di Tenno ist bewaldet, nicht bebaut und nicht direkt mit dem Auto anzufahren. Kleine Buchten an der einen Seeseite sind ab Mai für Hunde und Hundefreunde reserviert und es gibt oberhalb des Sees nette Einkehr-Möglichkeiten. Herrlich, das kühle Bier mit Blick auf den türkisen See.
Die Umrundung des kleinen Tenno Sees ist nicht anstrengend und so wandern wir noch weiter in das 20 Minuten entfernte Mittelalter-Dorf Canale di Tenno. Der Besuch lohnt sich! Urig präsentieren sich die holprig, steinigen Gassen, Bogengänge und Häuser aus dem 13. Jahrhundert. Wer eine unglaublich stimmungsvolle Unterkunft mit historischem Flair sucht, dem sei die Ferienwohnung von Eugenio Pachner, in einem Dachgiebel eines uralten Hauses empfohlen. Kontakt: siehe Link oder Tel. +39 0464 5020 82
Der geschichtsträchtige Lago di Ledro
Der Ledro See gehört zum Reigen der Seen des Trentino im Dunstkreis des Gardasees. Von Riva del Garda fahren wir durch Tunnel in zehn Minuten hinauf ins Ledro-Tal zum 650 Meter hoch gelegenen Lago di Ledro. Noch bis ins 19. Jahrhundert war der See völlig von der Außenwelt abgeschnitten. 1847 wurde ein erster Serpentinenweg hinaus aus dem Tal gebaut. Dieser Weg ist heute eine beliebte Strecke für Mountainbiker und Wanderer. Im Sommer eignet sich der klare Alpensee aufgrund seiner angenehmen Temperatur von 24 Grad zum Baden, aber auch zum Surfen oder Angeln. Es gibt vier größere Strände. Einer von ihnen ist Hundestrand. Im Ort Pieve die Ledro schmausen wir Pizza im Hotel Sport, in dessen Restaurant uns Yeti begleiten darf. Lustig: Die Pizzen hier sind nach Sportarten benannt. Maik lässt sich „Moto GP“ schmecken, ich verspeise „Nordic Walking“.
Kennzeichen des Ledro Sees sind die Pfahlbauten aus der Bronzezeit, die im Museum von Molina die Ledro, direkt am See besucht werden können. Spaß macht auch die Natur-Kunst-Ausstellung Ledro Land Art die vom Südufer des Sees ausgeschildert ist.
Der sportliche Lago die Caldonazzo
Über Trento/Trient, die Hauptstadt des Trentino, die definitiv einen Besuch wert ist, fahren wir auf die andere Seite des Etsch-Tals ins Valsugana. Hier gibt es zwei dicht beieinander liegende und dennoch sehr unterschiedliche Seen: Der Lago die Caldonazzo und der Lago die Levico, die durch unterirdische Grotten miteinander verbunden sein sollen. Wir landen zuerst am deutlich größeren und wärmeren Caldonazzo See, der ein Eldorado für Wassersportfans ist. In den Seeorten San Cristoforo, Caldonazzo, Calceranica al Lago, Ischia oder Santa Caterina gibt es Angebote zum Surfen Segeln, Tauchen, Stand-Up-Paddling, Rudern….
Der Vogel-freundliche Lago die Levico
Noch besser gefällt uns der kleinere Lago di Levico. Der See ist umgeben von Bergen und Wäldern die bis ans Wasser reichen. Im netten und so gar nicht piefigen Kurort Levico Terme gibt es ein wunderbares Strandbad. Von dort aus laufen wir am Nordufer hinter dem Park Hotel du Lac auf den ausgeschilderten Fischerweg. Er führt am direkt am Ufer entlang und wir können Enten, Haubentaucher und Blässrallen beobachten. Der Levico See ist Biotop für viele Vogelarten, auch Zugvögel überwintern hier.
Unbedingt besuchen sollte man in Levico Terme auch den alterwürdigen Kurpark, der zugleich Garten des Grand Hotel Imperial, der ehemaligen Residenz der Habsburger ist. Wir wandeln unter Bäumen, die seit dem Anlegen des Parks, Ende des 19. Jahrhunderts erhalten geblieben sind und staunen über riesige Mammut-Bäume.
Unser Tipp für Wild-Camper: Wer wie wir mit dem Wohnmobil die Seen des Trentino bereist aber keine Campingplätze ausfsuchen möchte, hat auf dem WoMo-Stellplatz am Ortseingang von Levico Terme die Möglichkeit, dort für 5 Euro den Wassertank aufzufüllen und Abwasser zu entsorgen.
Im Trentino gibt es noch zahlreiche weitere Seen: z.B. Lago di Toblino, Lago die Cavedine, Lago di Terlago, Lago Santo und Lago do Lamar und viele mehr.
Und jetzt Ihr: Welche Seen des Trentino habt ihr schon besucht? Und welcher hat euch am besten gefallen? Habt ihr besondere Tipps für unseren nächsten Besuch im Trentino?
Moin Carolin,
bei mir hat es bisher nur zu den Klassikern Gardasee und Lago Maggiore gereicht. Wobei „nur“ fehl am Platz ist, denn beides sind Schönheiten mit individuellem Flair. Deine/Eure Enttäuschung über den Lago di Molveno hast Du wunderbar in Szene gesetzt. Mir gefällt dieser leicht unwirklich anmutende Anblick. Er erinnert mich an den Forggensee im Allgäu bei Füssen. Der wird jedes Jahr geleert und füllt sich dann bis zum Sommer wieder mit Schmelz- und Regenwasser. Es ist eben ein Stausee. Wie auch immer habe ich die Seite als Lesezeichen abgespeichert und werde auf den sehr schön geschriebenen Bericht zurückgreifen, wenn es das nächste Mal nach Oberitalien geht.
Beste Grüße
Andreas
Hallo Andreas,
danke für deine nette Nachricht.
Gib‘ unbedingt Rückmeldung, wenn Du das nächste Mal in Oberitalien warst.
Bin gespannt!
Den Forggensee kenne ich nicht… habe den Namen jetzt aber auch abgespeichert 🙂
Danke und viele Grüße.
Hey, in schöner Beitrag! Ich war bisher auch immer nur am gardasee. Danke für die Tipps 🙂
Liebe Grüße
Jessi von http://icakgl.wordpress.com