Das Mikroabenteuer für Tierfreunde
[Werbung im Beitrag] Das war mal wirklich ein tierisch beeindruckendes Erlebnis: Für einen herrlichen Juli-Abend, ja sogar für die dazugehörende Nacht, hatte ich einen Tierpark ganz für mich alleine. Bei meiner Anreise am Nachmittag im Schleswig-Holsteinischen Warder erblickte ich die Arche Warder – Zentrum für alte Haus- und Nutztierrassen e.V. noch im üblichen Besucher-Modus. Doch nach und nach leerten sich die Wege. Die menschlichen Geräusche schwanden und die tierischen waren deutlicher zu vernehmen. Mit Schlafsack in der einen und Hundeleine in der anderen Hand wanderte ich meiner kleinen Übernachtungs-Hütte mitten im Tierpark gelegen, entgegen. Das Mikroabenteuer „Übernachten im Tierpark“ kann beginnen.
Europas größte Arche für bedrohte Nutztierrassen – Übernachten im Tierpark
Vielleicht zunächst erklärt: Arche Warder ist kein „normaler“ Tierpark mit Hirsch, Wildkatze und Co. sondern ist auf den Erhalt uralter und teils vom Aussterben bedrohter Nutztierrassen spezialisiert. Wenn ihr bei dem Wort „Nutztier“ nun an schwarz-weiße Kühe, rosa Schweine und wollige Schafe denkt, dann wart ihr noch nicht in Warder. Dort könnt ihr eine beeindruckende und teils wirklich obskur aussehende Vielfalt an Kuh-, Ziegen, Schweine, Schafs-, Esel- und Geflügelrassen erleben. Es sind Rassen, die zu früheren Zeiten, vor der Industrialisierung und Mechanisierung der Landwirtschaft, auf unseren Weiden grasten. Heute sind viele von ihnen bereits ausgestorben, weil sie nicht mehr gebraucht wurden. Aufgaben wie das Ziehen eines Pflugs gingen für sie verloren. Bevorzugt und gezüchtet wurden nur die Nutztierrassen, die möglichts schnell, möglichst viel Milch und Fleisch produzieren – die sogenannten „Hochleistungs-Rassen“. Dabei hat man die Vorzüge der urigen Rassen wie zum Beispiel „Widerstandfähigkeit gegen Wetter und Krankheit“ aus den Augen verloren.
„Gegenwärtig stirbt weltweit jeden zweiten Monat eine Nutztierrasse aus“, liest man auf Infotafeln im Arche Warder Park. Um diese Entwicklung aufzuhalten, züchten die Experten von Arche Warder e.V. die selten gewordenen Rassen teilweise im Park, teilweise in „Satellitenstationen“. Das sind große Außenflächen die die Möglichkeit bieten noch mehr Tiere artgrechet zu halten um mit ihnen einen stabilen Genpool aufzubauen. Sind genügend Tiere da, kann man mit ihnen, sollte eine Tierseuche an einem der Orte auftreten, anderswo weiter züchten.
Triff die Schwimmschweine Trudi und Ludwig – Übernachten im Tierpark
So schlendere ich also an besagtem Juliabend durch eine Art lebendiges Museum. Ich treffe die imposanten Schleswiger Kaltblut Pferde, die früher land- und fortswirtschaftliches Gerät aber auch Brauereiwagen zogen, die sizilianische Girgentana-Ziege mit ihren Korkenzieher-Hörnern und die kroatischen Turopolje-Schweine Trudi und Ludwig. Sie sind auch als Schwimmschweine bekannt, da sie in ihrer ursprünglichen Heimat, einem Auen-Gebiet, gerne ins Wasser springen und sogar tauchen können.
Insgesamt 80 Rassen und einige ihrer wilden Stammformen leben in der Arche Warder. Da es sich um Haus- und Nutztierrassen handelt und nicht um Wildtiere, ergibt sich viel leichter eine Interaktion zwischen Mensch und Tier. Die Tiere sind domestiziert. Deswegen sind sie nicht so scheu und reagieren auf Zuruf, Schnalzen, Futter oder Ähnliches. Natürlich sollte man die Verhaltens- und Fütterungshinweise beachten, um den Tieren nicht zu schaden. Es gibt viele Bereiche die man als Besucher betreten darf. So kommt man den Tieren ganz nah, zum Beispiel im Streichelhof oder im Ferkelgehege.
Die seltenste Rasse in der Arche Warder, so erfahre ich am Folgetag bei einer Führung mit Pädagogin Stefanie Klingel, sind die Rotkopfschafe. Sie stammen aus den französischen Pyrenäen und heißen dort „Rouge du Roussillon“. Auffallend ist ihre feine, kleinkringelige Wolle für die sie früher sehr geschätzt wurden. Die alte Schafrasse wurde in Frankreich von den Wanderhirten gehalten und im Sommer auf langen Wegen hoch in die Pyrenäen getrieben. Diese Wanderungen mit dem Vieh hinauf in die Berge und im Herbst, wenn es kühler wird wieder hinab, heißt „Transhumanz“. Sie ist, genau wie die Rotkopfschafe, vom Aussterben bedroht. Es gibt aber die Möglichkeit die Transhumanz, die auch durch franzöische Bergdörfer führt und dort Volksfestartig gefeiert wird, mitzuerleben. Darüber berichte im Blogbeitrag Almabtrieb in den Pyrenäen.
Mit Hund zum Heckrind – Übernachten im Tierpark
Hunde sind angeleint in der Arche Warder willkommen und so kann mich János zu diesem Abenteuer – Übernachten im Tierpark – begleiten. Einige Tiere reagieren auf ihn, besonders die Rinder. Mit ihren großen Hörnern zeigen sie ihm, wer Chef im Revier ist. Bellend weicht János vom Zaun zurück. Über einen Stelzenpfad, durch Schilfgebiet gelangen wir an einen besonders reizvollen Ort im Park. Auf den hohen Picknick-Terassen nahe dem Mufflon-Gehege genießt man eine wunderschöne Aussicht über die Weiden. Ich fühle mich, überdacht vom Blätterdach einer knorrigen Eiche, beinahe wie in einer Safari-Lodge in Südafrika. Gerade an so einem Sommerabend mit warm-orange-getünchtem Himmel ist die Stimmung einmalig. Jetzt wünsche ich mir Maik und einen kühlen Rosé herbei. Das wäre herrlich! Stattdessen zieht János ungeduldig an der Leine. Ihn reizen die Schafe die unterhalb der Plattform grasen. Also weiter geht’s.
Auf unserer Rundtour passieren wir noch die Steinzeit-Siedlung der Arche Warder. Hier wird alte Bauernkultur samt der dazugehörigen uralten Haustiere, wie zum Beispiel das Steinschaf, gezeigt und es finden Steinzeit-Events statt. An diesem Abend treffen wir hier aber nur zwei Perlhühner die, scheinbar ebenso wie János und ich, den Abend mit einem Spaziergang ausklingen lassen. Apropos Events: Das ganze Jahr über finden in der Arche Warder aufregende Veranstaltungen wie zum Beispiel der Hundetag oder das Mittelalterfest statt. Schaut mal in den Veranstaltungskalender.
Lagerfeuer vor rustikalen Holzhütten – Übernachten im Tierpark
So langsam wird es dunkel und Zeit die Hütte anzusteuern. Fünf nebeneinander stehende, rustikale Holzhütten mit zwei bis fünf Schlafplätzen pro Hütte gibt es im Park. In keiner von ihnen brennt Licht. Ich bin also tatsächlich alleine unter Tieren. Spannend! Waschmöglichkeit, WC und eine kleine Selbstversorger-Küche befinden sich im „Haus der Natur“ am anderen Ende des Festplatzes. Noch eine ganze Weile sitze ich auf den Stufen vor meinem Hüttchen. Der Vollmond leuchtet. Ich lausche den vielen ungewohnten Geräuschen um mich herum und beobachte die nur noch als schwarze Silhouetten erkennbaren Poitou-Esel. János scheint noch viel mehr wahrzunehmen. Seine Ohren und Nase wackeln und es dauert lange, bis er zur Ruhe kommt.
So besonders und atmosphärisch die Tierpark-Nacht im Alleingang ist, so gemütlich und gesellig ist sie sicher auch als Gruppe. Dann hat man die Möglichkeit abends am Lagerfeuerplatz vor den Hütten die Stimmung zu genießen. Wer etwas mehr Komfort benötigt, kann auch in die zwei Ferienwohnungen in der Arche Warder einchecken. Für richtiges Abenteuer-Flair empfehle ich aber die Hütten. Da ist man mit allen Sinnen näher dran an der Tierwelt und an der umliegenden Natur.
Preise: Eine Hütte kostet pro Erwachsenem pro Nacht 25 Euro, für Kinder 10 Euro (Tierpark-Eintritt inkl.). Eine Ferienwohnung für maximal vier Personen kostet 80 Euro pro Nacht. Für detaillierte Infos zum Übernachten im Tierpark klick hier .
Früh-Shopping im Hofladen – Übernachten im Tierpark
Am nächsten Morgen wache ich früh mit dem Krähen der Hähne und dem Wiehern der Esel auf. Ich verspüre leichte Hektik, möchte ich doch den ersten Tierparkbesuchern nicht im Schlafanzug begegnen. Kram, kram, wo ist denn bloß mein Handy? Ah, beim Blick auf die Uhr legt sich der Stress wieder. Ich habe noch jede Menge Zeit bis um 10 Uhr die Warder-Pforten öffnen. Die Hütte muss bis spätestens 10:30 Uhr geräumt sein. Viel aufzuräumen gibt es ja nicht, weil man nur Kissen und Schlafsack mitbringen muss.
Als alles sortiert ist, möchte ich vor Abreise noch eine Runde im Hofladen drehen, um Honig und eine Wollschwein-Wurst als Mitbringsel einzukaufen. Arche Warder züchtet nicht nur Tiere, sondern setzt sie auch zur Landschaftspflege, sowie als Woll- und Fleischlieferanten ein. Die nachhaltigen und tierischen Produkte kann man im Arche Warder-Hofladen erstehen oder im Tierpark-Restaurant „Farmküche“ probieren. Zum Konzept des Parks gehört es, den Tieren ihren wirtschaftliche Nutzen wieder zu geben. So erhöht sich die Chance, dass sich auch andere Tierhalter für sie interessieren und beginnen sie wieder zu vermehren.
Bei Kauf-Interesse an einer der alten Rassen, kann man sich ganz einfach an den Arche Warder Verein wenden. Würde ich nicht so häufig auf Reisen sein, würde ich glatt mit indischen Laufenten und Thüringerwald-Ziege im Garten liebäugeln 😉
Drumherum:
Es lohnt sich übrigens länger in der Region zu bleiben und den Tierpark-Besuch mit Ausflügen in die herrliche, umliegende Seenlandschaft, an die Schlei oder an die Ostseeküste zu verbinden. Im Örtchen Warder gibt es an der ausgeschilderten Uferpromenade des Wardersees eine nette Badestelle mit Imbiss.
Wer mehr Tier-Erlebnisse sucht, findet in 25 km Entfernung den Tierpark Neumünster und in 45 km Entfernung den Wildpark Eekholt.
———————————————————————————————————————————————————————————————
Disclaimer: Vielen Dank an Arche Warder e.V. für das tierisch-tolle Erlebnis! Dieser Artikel enstand aus Interesse meinerseits am Nutztierpark Arche Warder und der, nach Kontaktaufnahme, daraus entstandenen Einladung zur Hütten-Übernachtung im Tierpark. So enthält der Beitrag Werbung. Meine persönlichen Eindrücke sind davon unbeeinflusst und werden hier auf dem Blog ehrlich dargestellt.
Total netter Blog!
Danke Michaela,
freue mich, wenn du mit liest 🙂
Viele Grüße
Caro