Freunde-Besuch ist da!, flauer Magen im Burg-Gefängnis und voller Magen durch Esskastanien, Italientagebuch Teil 6
2. Oktober 2023
Meine Freundinnen Isi und Chrissy mit ihren Familien kommen mich in Bomarzo besuchen. Seit Wochen ist die Vorfreude groß. Heute ist es endlich soweit! Was für eine Wiedersehensfreude, als die Acht am Agriturismo Poggio Degli Ulivi, einem kleinen, ländlichen Ferienhaus-Komplex am Rande Bomarzos eintreffen.
Zehn gemeinsame Tage liegen vor uns, in denen ich meinen Freunden endlich „mein neues Leben“ in Italien zeigen kann. Wir werden uns durch die regionale Kulinarik schlemmen, einige tolle Ziele in der Region Tuscia ansteuern und natürlich muss die Gruppe auch ein bisschen bei der Landarbeit mit anpacken.
Viel zu schnell verflog diese Zeit. Hier ein paar Eindrücke aus lustigen, intensiven, aufregenden und sicherlich unvergesslichen zehn Tagen. Ich hoffe ihr kommt bald wieder liebste Freunde!
14. Oktober 2023
Das Kastanienfest in Soriano nel Cimino ist in vollem Gange. Salvatore, János und ich nutzen die Gelegenheit um dort nicht nur über den mittelalterlichen Markt zu schlendern, sondern auch um beim Gemüsehändler unseres Vertrauens Esskastanien zu erstehen. Genau wie beim Wein und den Oliven fällt die Ernte der Esskastanien dieses Jahr leider mau aus. So sind die nussigen Früchte auch recht teuer. Dennoch rät uns die Verkäuferin zuzugreifen, denn schon bald, seien die regionalen Esskastanien vom Monte Cimino ausverkauft.
Soriano ist ein hübscher Nachbarort von Bomarzo, liegt etwas höher, an den Kastanien bewachsenen Hängen des längst erloschenen Vulkans Monte Cimino. Des öfteren sind wir hier zum einkaufen oder einfach nur auf ein Käffchen, aber bisher haben wir es nie geschafft die über dem Ort thronende Burg sowie den Chigi-Albani Palast zu besichtigen. Heute ist Zeit dafür. Für Burg und Palast gibt es ein Kombi-Ticket für 6 Euro pro Person und Hunde sind willkommen.
Steile Gassen führen hinauf zum Burgtor. Das Castello Orsini dominiert das gesamte mittelalterliche Dorf und wurde im 13. Jahrhundert auf den Ruinen einer bereits bestehenden Festung gebaut. Die Burg diente zunächst der Verteidigung Sorianos und war später Wohnsitz von Adligen und Päpsten. Im Laufe der Jahrhundert wurde es immer wieder umgebaut und ergänzt. Der Aufstieg lohnt, allein schon wegen der spektakulären Aussicht.
Von 1849 bis 1990 wurde das Castello zunächst von der Kirche, später vom italienischen Staat als Gefängnis genutzt. Dieses düstere Kapitel der Burggeschichte ist beim Betreten der zugigen Gänge und der kargen Gefängniszellen noch deutlich zu spüren. Wir haben ein flaues Gefühl in der Magengegend, was beim Hinaufwinden der engen Wendeltreppe bis zum Papstturm nicht gerade besser wird. Dazu soll hier auch noch das Gespenst Marcello spuken. Marcello Capece war Kammerdiener und wurde Opfer von Palastintrigen und unerwiderter Liebe. Im Jahr 1559 wurde Marcello von der Hofdame, die er liebte und die er unter Folter verteidigte, verraten. Dies führte zu seiner Hinrichtung. Man sagt, sein nicht zur Ruhe kommender, enttäuschter Geist klage noch heute in der Burg, was besonders in Augustnächten zu hören sei.
Genug gegruselt! Weiter geht es, wieder durch die holprigen Altstadtgassen Sorianos, bis in den Palast Chigi-Albani. Die Räume des Renaissance-Palasts beherbergen verschiedene Ausstellungen. Besonders beeindruckend aber ist der Papacqua-Brunnen aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Er wird gespeist von einer Quelle die aus dem Fels sprudelt und geschmückt von fantasievollen Skulpturen wie Satyr, Pan und zahlreichen Tiergestalten, die direkt in die Felswand gehauen wurden.
27. Oktober 2023
Unter Vollmond rösten wir heute Esskastanien über dem Feuer. Das gibt nochmal einen ganz anderen Geschmack, als wenn man sie im Backofen brät. Außerdem ist das natürlich stimmungsvoller. Die Schalen der Kastanien werden vor dem Rösten mit einem Messer angeritzt, damit man sie später besser abpellen kann. Wir haben zwei verschiedene Sorten: Maroni und Castagne. In einer speziellen Röstkastanien-Pfanne am langen Stiel schwenken wir die Kastanien ca. fünf Minuten über Feuer und Glut. Dann heißt es genießen. Esskastanien schmecken ein bisschen wie süße Kartoffeln und sind sehr gesund. Sie gehören zu den Nüssen, haben aber deutlich weniger Kalorien. Dafür enthalten sie ebenso viel hochwertiges Eiweiß und sind reich an einfachen und ungesättigten Fettsäuren, sowie Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen, gut für’s Immunsystem, Bindegewebe, die Zähne und den Säure-Basen-Haushalt.
Zum vorherigen Tagebuch Teil 5 geht es hier: Zur Saline von Tarquinia, eine Nacht in rosa und Vorbereitungen für den Freunde-Besuch, Italientagebuch Teil 5
Über eine weitere spannende Stätte in Soriano am Monte Cimino lest ihr hier: Kurios! Chinesisches Schiff im italienischen Wald
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