Wildnis-Feeling im Wolfspark Alpha Loup
Nach einer Nacht auf dem Col de Turini, ein Pass in den Seealpen im Hinterland der französischen Riviera, der vor allem durch die Rallye Monte Carlo bekannt ist, fahren wir nach dem Frühstück hinunter nach Saint Martin Vesubie. Das schöne Örtchen am Eingang des Nationalparks Mercantour lohnt einen Streifzug, auf dem wir inmitten der Gassen das Atelier von Nadine Jeannot entdecken. „Peinture sur bois“ (Malerei auf Holz) steht auf dem Schild, das an der leider geschlossenen Tür baumelt. Beim Blick durch das Fenster entdecken wir zahlreiche Tiere der Alpen-Fauna, die die Künstlerin auf Holzplatten gemalt hat. Während bei unserem Besuch des Ortes noch die Sonne scheint und wir einen zweiten Café draußen vor der himmelblau bemalten Fassade des Bistrot und Spezialitätenladens Cote Saveurs Vésubie genießen, zieht bei unserem Aufenthalt im Wolfspark Alpha Loup Regen auf… und wie! Dennoch Hinterlässt der Besuch bleibende Eindrücke.
Der Wolfspark in den Bergen hinter dem Wasserfall
Auf einer kurvenreichen Strecke, vorbei an einem beeindruckenden Wasserfall schrauben wir uns von Saint Martin Vésubie hinauf in das Bergdorf Boreon auf Nationalpark-Gebiet, wo heute wieder Wölfe leben. Hier im bergigen Hinterland der Cote d’Azur, nicht weit der Grenze zu Italien wurde im Winter 1992 seit langem wieder der erste wild lebende Wolf in Frankreich gesichtet. Seit den 30er Jahren waren die Tiere in Frankreich ausgerottet.
Viele Touristen, und da möchten wir uns nicht ausschließen, würden nur all zu gern einen Wolf in der Kulisse des Nationalparks Mercantour entdecken, doch das ist selbst auf mehrtägigen Bergtouren bei dieser Tierart unwahrscheinlich. So zog es uns in den, im Juni 2005 eröffneten Wolfspark Alpha Loup in Boreon, wo über 20 Wölfe in drei Rudeln in großen, naturnahen Gehegen leben und Wolfsbeobachtung einfach ist.
„No-Go“ Hund im Wolfspark
Im Info-Center bekommen wir unser Ticket und eine Karte mit Routen zur Übersicht. Pepe muss im Van warten, denn Hunde sind im Park nicht erlaubt. Hier oben gibt es viele schattige Parkplätze, auch im Sommer gemäßigte Temperaturen und zahlreiche Möglichkeiten den Hund vor der Wartezeit mit einem Spaziergang in der herrlichen Natur etwas auszulasten. Wir laufen also ohne Pepe über die Holzbrücke über den sprudelnden Bergbach hinein in den Wolfspark.
Besucher werden bei Eintritt auf Französisch oder Englisch von den Park-Rangern willkommen geheißen und bekommen nochmals eine kleine Einweisung und Tipps zum Rundgang, zu Fütterungszeiten und Zeiten der Filmvorführungen. Man hat hier die tolle Möglichkeit, Experten auch außerhalb von Führungen alles zum Wolf zu fragen.
Auge in Auge mit dem Wolf
Wir ziehen los, durch das bewaldete Areal am Berghang, durchstöbern dabei die urtümlichen Berghütten die im Wolfspark Alpha Loup zu Beobachtungsposten oder kleine Museen umgebaut sind. Man erfährt darin viel über die Fauna im Nationalpark Mercantour. Bereits bei Ausguck Nummer drei erleben wir den Höhpunkt unseres Besuchs. Hinter der Glasscheibe eines in die Erde am Hang einlassenen Postens tummelt sich ein ganzes Wolfsrudel. Dicht an der Scheibe streifen sie auf und ab. „Vermutlich ist bald Fütterungszeit“, erklären wir uns die Wolfsversammlung. Warum einer der Wölfe geradezu verstümmelt aussieht, was seine wohl tragische Vorgeschichte ist, bringen wir nicht in Erfahrung.
Von den Nasen der Besucher, die sich an die Scheibe drücken, lassen sich die Wölfe nicht abschrecken. Sie sind eben nicht wildlebend und Menschen gewöhnt. Dennoch agieren sie als „Botschafter“ ihrer wilden Artgenossen, lassen die Menschen ihre Besonderheit spüren. Nicht nur durch Glas, auch über Plattformen im Freien kann man mit etwas Glück die Tiere im Areal entdecken. Das Wolfserlebnis in Kombiation mit den Informationen der Ranger bewegen hoffentlich manch‘ einen zu postiveren Gedanken über diese Raubtierart. Zumindest diejenigen deren Existenz nicht von der Rückkehr des Wolfs beeinflusst werden kann. Die Sorgen der Schäfer der Region um ihre Nutztiere hingegen, sind begründeter als die durch Vorurteile und Falschdarstellung gemachten Ängste vieler Menschen.
Wolfs-Gebäck bei Einkehr
Es gibt neuerdings auch noch andere heimische Wildtierarten wie Gemsen oder Hasen im Park Alpha Loup, doch leider kommen wir nicht mehr dazu weiter über die Waldwege zustreifen, denn es schüttet wie aus Kübeln. Dank Karte finden wir den direkten Weg zum Park-Restaurant, wo wir im Wolfs-Shop stöbern und leckeres, mit Wolfstatze signiertes Gebäck zu heißem Espresso zum Aufwärmen genießen. Auch einen Regenschutz erstehe ich im Laden, sodass wir halbwegs trockenen Fußes und voller Eindrücke den Rückweg zum Van antreten können. Pepe freut sich, dass wir wieder da sind. Aussteigen möchte er trotzdem nicht bei dem Wetter. Na, dann wartet der Spaziergang eben bis unten im milderen Tal.