Das hätten wir nicht erwartet! Die Olivenernte 2025 war eine Überraschung. Bereits seit Mitte Juli blickten wir besorgt in den Olivenhain, denn dort trieb die Olivenfruchtfliege ihr Unwesen, bohrte sich in die Früchte. Durchlöchert vielen immer mehr Oliven zu Boden. Zum Glück hingen dieses Jahr besonders viele Oliven an den Bäumen, sonst wäre wohl zur Erntezeit im Oktober nicht mehr viel übrig gewesen.
10. Oktober 2025
Anfang Oktober wurden wir wirklich nervös. Wenn wir noch lange warten, brauchen wir nicht mehr zu ernten. Dann ist alles beschädigt oder heruntergefallen. Die Olivenfliege setzt ihre Eier in die heran reifenden Oliven. Schlüpfen die Larven, zerfressen diese dann das Fruchtfleisch. Da wir in unserem Garten keinerlei chemische Pflanzenschutzmittel einsetzen, versuchten wir der Fliege mit Neem-Öl an den Kragen zu gehen. Womöglich hat das ein bisschen geholfen.
Doch um mit der Olivenernte zu starten, mussten wir die Öffnung der Olivenmühle abwarten. Denn einmal gepflückt, sollten die Früchte schnellstmöglich zu Öl gepresst werden. Zu lange in den Kisten gelagert, fangen sie, je nach Außentemperatur, sonst bereits nach zirka zwei Tagen an zu gären worunter die Qualität des Öls massiv leidet. Wir nutzen unser Öl für den Eigenbedarf und lassen es deswegen nach der Pressung nicht zertifizieren. Wer aber mit dem Prädikat „Extra Vergine“ in den Verkauf gehen will, darf die Oliven nicht länger als 24 bis 48 Stunden lagern, bzw. sollte nach dem Pflücken so schnell wie möglich pressen lassen.
In der Region Bomarzo waren wir nicht die Einzigen, die mit der Olivenfruchtfliege zu kämpfen hatten. Das bemerkten zum Glück auch die Betreiber der Mühle und öffneten dieses Jahr eher als üblich. So konnten wir am 10. Oktober mit der Ernte beginnen. Im letzten Jahr ernteten wir am 24. Oktober und 2023 ernteten wir garnicht, weil kaum was am Baum hing.
Insgesamt 65 Bäume bearbeiteten wir zu zweit in drei Tagen. Dabei musste Salvatore den anstrengenden Part mit dem elektronischen Abpflückgerat übernehmen. Meine Armmuskeln geben leider nicht die benötigte Kraft dafür her. Das Gerät wird verdammt schwer, wenn man es Stunde um Stunde hoch in die Äste hält, um die Oliven herunter rieseln zu lassen. Ich machte mich indessen nützlich beim Auslegen der Auffangnetze unter den Bäumen, sowie beim Einsammeln der Oliven.
Wir rechneten erstens mit wenig und zweitens mit wenig spritzig-pikantem, sondern eher süßlich-fahl schmeckendem Öl, da der Anteil der schwarzen Oliven dieses Mal hoch war. Die Fliege hat die Früchte früher reifen lassen. Um ein richtig gutes Öl zu erhalten, so sagt man hier, sollten sich grüne und schwarze Oliven in etwa die Waage halten.
Kleine Info am Rande: Grüne und schwarze Oliven sind nicht verschiedene Sorten! Jede Olivenart ist zunächst grün und wenn reifer, dann schwarz.
Schon nach dem ersten Erntetag staunten wir, was da zusammen gekommen war. Am Abend von Tag drei stießen wir dann mit einem wohlverdienten, kühlen Bierchen auf 28 prall gefüllte Kisten an. In der Mühle gewogen, kamen wir auf stolze 535 Kilogramm Oliven. Dann wurde es, wie jedes Jahr, spannend. Wieviel Öl springt am Ende heraus? Wir konnten den Anruf der Mühle kaum abwarten. Die Wartezeit ist abhängig davon, wie viele andere Olivenbauern ebenfalls schon zur Tat geschritten sind und ihre Oliven zur Mühle geliefert haben. Die dorthin gelieferten Olivenkisten landen also erstmal in einer Warteschlange.
Gegen Abend dann die Nachricht: „Die Pressung ist durch. Ihr könnt euer Öl abholen“. Jep, und wieviel Öl! 75 Kilogramm, das sind über 80 Liter Olivenöl. Zum Vergleich: 2024 lieferten wir 300 Kilogramm und erhielten daraus 30 Liter Öl. Das war also schonmal eine sehr erfreuliche Nachricht dieses Mal. Jetzt kommt es noch auf den Geschmack an.
Über unsere Olivenernte 2024 lest ihr hier.
Es ist immer der ganz besondere Moment, der allein fast schon für die schwere körperliche Arbeit entschädigt: Das gerade frisch gepresste Öl lassen wir auf eigens gebackenes, noch leicht warmes Brot träufeln. Es darf ausnahmsweise richtig im Öl schwimmen, und dann ab in den Mund. Der Wahnsinn! Und unsere Freude steigt, als wir schmecken, dass das Öl trotz dem diesjährigen Fliegen-Ärger richtig lecker ist.
9. Oktober 2025
Es liegt nunmal in der Natur der Katzen – manchmal erbeuten unsere Samtpfoten leider den ein oder anderen tierischen Mitbewohner in unserem Garten. Dieses Mal kam uns Kätzchen Chip aufgeregt mit einer Schlange im Maul entgegen gelaufen. „Was hast du denn da Chip?“, rief ich und dachte zunächst an eine Eidechse. Diese gibt es hier im mediterranen Raum sehr oft und leider auch oft in den Fängen unserer Katzen.
Doch als Chip ihre Beute fallen ließ und sich irritiert die Pfoten leckte, erkannte ich, dass es sich um eine Baby-Schlange handelt. Bei genauerem Betrachten war klar, es ist eine Gelbgrüne Zornnatter.
Zornnattern können ausgewachsen eine Länge von zwei Metern erreichen. Giftig sind sie nicht. Dennoch beißen sie zu, wenn sie sich bedroht fühlen. Das erklärt vielleicht auch Chips angeschwollene Pfote.
Diese Schlangenart ist ein Kulturfolger, lebt also auch in der Nähe von Menschen, gerne in naturbelassenen Gärten, wo sie z.B. Mäuse von den Gemüsewurzeln fern hält. Die Zornnatter ist nicht nur nützlich, sondern auch ein Indikator für ein intaktes Ökosystem, da sie sehr sensibel auf Umwelteinflüsse reagiert.
Hier in einer sehr ländlichen Region Italiens, ist die Zornnatter keine Seltenheit. In Deutschland kommt diese wärmeliebende Art, soweit ich weiß, bis jetzt nicht vor. Falls ihr es besser wisst, schreibt es gerne unten in die Kommentare.
Zum Glück war die kleine Schlange noch lebendig und wir konnten sie vorsichtig an einem Stück Holz in Sicherheit tragen. Natürlich kam auch János angetappst um zu kontrollieren, was wir denn da machen.
Die einzige Giftschlange, die hier in der Region Latium vorkommt, ist übrigens die Aspis-Viper. Sie unterscheidet sich deutlich von der Zornnatter, vor allem durch ihre dreieckige Kopfform und den weniger schlank auslaufenden Körper. Bei Waldspaziergängen im Sommer kann sie freilaufenden Hunden, wenn diese abseits des Weges herum schnüffeln, zur ernsten Gefahr werden.
29. September 2025
Auf unserem Gelände wachsen mehrere Granatapfelbäume. Die säuerlichen, pinken Kerne ihrer Früchte streuen wir gerne über Salate, Aufläufe oder in’s Porridge. Jetzt haben wir vier weitere Granatäpfelbäume gepflanzt. Diese Sorte mit dem wohlklingenden Namen „Wonderful“ hat weichere Früchte, die sich hervorragend zu Saft pressen lassen. Mit etwas Glück können wir schon im nächsten Herbst/Winter leckeren und gesunden Granatapfelsaft schlürfen.
Bevor im Oktober die Früchte zu ernten sind, entwickeln Granatäpfelsträucher oder -Bäume wunderschöne orange Blüten. Ein echter Hingucker!
Zum letzten Teil des Italientagebuch geht es hier: Weinlese 2025, Kaktusfeigen und eine Nachtwanderung durch den Sacro Bosco – Italientagebuch Teil 16
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