Im Wohnmobil mit Hund durch Slowenien – Teil 1
Meine Van-Reise durch Slowenien, führte mich Ende Mai zunächst von Österreich aus kommend, durch den Karawankentunnel in eines der größten Touristenzentren des kleinen Landes – nach Bled. Hoch über dem Bleder See auf dem markanten Felsplateau thront dort die Burg „Blejski grad“. Ein weiteres Wahrzeichen ist die Insel mit der Marienkirche, zu der man typischerweise mit einer „Pletna“ (Holzboot) übesetzt.
Da ich, wie so oft, zusammen mit meinem tierischen Kumpel János unterwegs bin, unternehme ich statt Burgmuseum-Besichtigung und Bootsfahrt aber etwas anderes Schönes, was mir einen ebenso bleibenden Eindruck von Bled hinterlässt. Am Ostufer des Sees, nahe dem Campingplatz Camping Bled ist der Wanderweg zum Aussichtspunkt Ojstrica ausgeschildert. In nur 20 Minuten und im letzten Abschnitt einer kleinen, felsigen Kletterpartie sind wir oben und genießen eine grandiose Aussicht. Wer weiter wandern will, kann von hier aus zu höheren Punkten wie „Mala Osojnica“ (685 m) (ca. 45 Minuten) und anschließend noch 20 Minuten bis „Velika Osojnica“ (756 m) (ca. weitere 20 Minuten).
Es hat geregnet und so ist der Abstieg mit Hund über den schmalen Felsenpfad eine rutschige Angelegenheit. János meistert die kurze Passage aber heldenhaft, ich bin froh, dass uns keine anderen Hunde entgegen kommen und die aufsteigenden Wanderer nehmen freundlicherweise alle Rücksicht und erfreuen sich an meinem hochkonzentrierten „Kletterhund“. Wieder am Seeufer angekommen, gönne man sich unbedingt eine typische Bleder Cremeschnitte…zumindest wenn man ein Süßmaul ist 🙂 Lecker schmeckt sie im Restaurant des Campingplatzes, wo es auch eine gemütliche, überdachte Terasse mit Seeblick gibt. Auf der Wiese nebenan, kann man im Sommer Bogenschießen. Mit dem beigen Sonnensegel aus Leinen und den Lederhockern erinnert mich die Bogenschießstation an die Mittelaltermärkte mit ihren Lagern und Attraktionen bei uns zuhause. Kurz bekomme ich Heimweh und freue mich auf den Sommer der vor mir liegt und in dem ich zuhause zusammen mit Maik derartige Events sicher wieder besuchen werde.
Was mich jetzt gerade aber mindestens genauso reizt ist die Sommerrodelbahn an Bleds Hausberg Straža. Die Bahn „Straža Bled“ ist im Ortszentrum Bled ausgeschildert. Beim herab Düsen hat man sicher nicht nur Spaß, sondern auch einmalige Blicke auf den See und die Burg. Doch leider ist die Rodelbahn wegen Regenwetter während meines Aufenthalts in Bled geschlossen. In der Nähe der Rodelbahn, idyllisch zwischen Gärten oberhalb Bleds eingebettet befindet sich das hübsche Hostel Garden House, in das wir sicherlich eingecheckt hätten, wenn wir nicht im Van reisen würden.
Die Lebkuchenbäckerei – Unterwegs rund um Bled
Bled ist eine Perle, unbestritten, aber noch mehr Möglichkeiten zur Aktivität für einen Urlaub mit Hund und ruhige Van-Standplätze bietet die Gegen rund um Bled mit den Städtchen Begunje und Radovlijca. In Radovlijca, auch als Honig- und Lebkuchenstadt bekannt, in den Gewölben des Restaurants Lectar befindet sich eine „Lebkuchen-Bäckerei“ mit fast 200 Jahre alter Tradition. Rot ist die bevorzugte Farbe für die Glasur und kleine Spiegel auf dem Gebäck gelten seit jeher als Liebesbeweis und symbolisieren der/dem Beschenkten „Du bist in meinem Herzen“, erfahre ich, als ich zusammen mit einer kleinen Gruppe Amerikaner im Gewölbe stehe. János habe ich beim Besuch des Lebkuchenhauses nicht dabei, aber als ich Mitarbeiterin Damjana von ihm erzähle, merke ich, er wäre ohne weiteres willkommen gewesen.
Schlangen in der Burgruine – Erlebnisse rund um Bled
In der Nähe Radovlijcas, im Dorf Begunje, lasse ich János wieder aus dem Van springen. Mit Lebkuchen im Bauch (ja, ich habe meinem Hund ein kleines, unglasiertes Lebkuchenherz für sein geduldiges Warten mitgebracht) erkunden wir die Burgruine „Grad Kamen“ („Burg Stein“). Sie liegt hinter dem Ort zwischen Tannen und Felsen am Eingang zum Dragatal. Niemand ist hier, auch kein Kassierer, wahnsinn! — János und ich haben die gesamte Burg für uns alleine. Wir klettern über Brücken und Steintreppen bis zum Turm hinauf und entdecken dabei spannende Ecken und eine Schlange, bzw. ich entdecke die Schlange und Tollpatsch János trampelt drüber. Ist aber nichts passiert zum Glück!
Von der Grad Kamen bietet sich auch noch eine Wanderrunde in das Dragatal bis zu einem Gasthof an. Gute Wanderkarten gibt es bei der Touristen-Info in der Altstadt von Radovlijca.
Kirche mit Aussicht – Unterwegs rund um Bled
Nach einer Nacht mit wenig Schlaf – der Van stand unterhalb der Burg im Wald und im Dunkeln ging irgendwie die Phanatsie mit mir durch– es gruselte – verhilft mir am nächsten Morgen ein starker Kaffee und die Aussicht auf eine tolle Wandertour zu neuer Energie. Vom Wanderparkplatz am Rand Begunjes (der wäre übrigens der angenehmere Schlaf-Standplatz für die Nacht gewesen) geht es steil hinauf zur Kirche Sveti Peter und weiter zur Berghütte Sankaška koča. Das Kirchlein liegt auf Begunjes 839 Meter hohem Hausberg und um es zu erreichen, muss man sich schon ein wenig anstrengen. Aber die Schweißperlen auf der Stirn trocknen oben im Wind und sind bei der herrlichen Ausicht auf die Ebene von Radovljica und sogar bis Bled schnell vergessen. Nur noch rund zehn Minuten Fußweg sind es von hier aus bis zur Sankaška koča. János und ich nehmen auf den Holzbänken auf der Terrasse Platz. Wir sind an einem Mittwoch Ende Mai hier. Noch ist keine Urlaubs-Saison und außer mir und meinem Hund rasten nur vier andere Leute hier. Eine Frau spricht mich auf János an. Was das denn für ein Hund sei? So einen habe sie noch nie zuvor gesehen. Sie sitzt zusammen mit der Hüttenwirtin auf Holzstühlen vor dem Eingang. Für Hunde steht Wasser parat, mit hinein in die Hütte dürfen sie nicht. Macht nichts, das Wetter ist gut und wir wollen draußen sitzen um den Ausblick zu genießen. Zögerlich wartet János vor der Tür als ich, noch halb auf der Schwelle, zur Theke hinüber rufe „One Radler please“.
Für den Abstieg wählen wir den Kreuzweg der noch steiler als der Waldweg hinunter und direkt ins Dorf führt. Dabei passieren wir unterhalb der Kirche Sveti Peter das romantische Mesnerhaus mit Blumenschmuck vor den Fenstern, einem Gemüsegarten am Hang, gackernden Hühnern und vielen kleinen Katzen, die János von einer Bank vor dem Haus neugierig beäugen.
Drachen vor der Haustür – Rund um Bled
Die weitere Reise soll erstmal in den Westen Sloweniens führen und so versuche ich die Bled über Landstraße zu verlassen, anstatt auf der Autobahn zu fahren. Der Plan geht nicht auf, da das von mir gewählte „Ausstiegs-Tal“ steiler und enger und die Straßen schmaler werden. Ungeeignet für meinen Van, Endstation in Kropa. Hier traue ich mich nicht mehr weiter und nutze den Marktplatz als Wendepunkt. Direkt weiter fahre ich aber nicht, so hätte ich was verpasst! Kropa, das „Dorf der Schmiede“ ist wunderschön. Seine Handwerkstradition reicht zurück bis ins frühe Mittelalter. Ab dem 14. Jahrhundert wurden hier Eisennägel hergestellt, die im In- wie im Ausland gefragt waren, später dann Fenstergitter und Eisenfiguren, wie zum Beispiel die berühmten Drachen von Ljubljana, Wahrzeichen der slovenischen Hauptstadt. Beim Schlendern durch Kropa trifft man an einigen Hauseingängen auf derartige Drachen, mit Eisen angekettet, auf Wasserspeicher der Gießereien und auf Wasserräder. Sehr idyllisch ist es hier!