Tierischer Spaß auf, im und am Fluss – Kanu mit Hund
Eigentlich war es ganz einfach, nach ein paar wackeligen Minuten lag Yeti entspannt im Kanu, die Schnauze auf dem Bootsrand abgelegt, so wie schon im letzten Jahr. Weil es so wunderbar war, begeben wir uns auch in diesem Sommer wieder auf Kanutour mit Hund nach Polen.
Die Region Masuren im Nordosten Polens ist mit seinen über 3000 Seen, die durch zahlreiche Flüsse miteinander verbunden sind, ein Paradies für Wasserwanderer. Die Flüsse sind seicht, sodass auch Kanu-Anfänger wie wir problemlos paddeln können. Als erstes begeben wir uns auf die Czarna-Hańcza-Route, deren Ausgangspunkt das Örtchen Stary Folwark, nahe der Stadt Suwalki ist. Von dort aus kann man zu einer zehntägigen und gut 100 Kilometer langen Kanutour aufbrechen, die zunächst über den Wigry-See, dann tief in Polens größten zusammenhängenden Waldkomplex, die Puszcza Augustowska führt um schließlich im Kurort Augustów zu enden. Als Höhepunkt der Tour gilt der Abschnitt durch den Wigry-Nationalpark und genau den haben wir uns zum Paddeln ausgesucht.
Im Nationalpark-Museum im Kryzwe, nahe Suwalki, werden wir vom netten Team der Parkverwaltung bestens beraten. Sie buchen uns ein Kanu für den nächsten Tag und statten uns mit Wasserwanderkarten aus. Yeti ist im Museum willkommen und schnüffelt neugierig an tierischen Exponaten wie Fuchs und Biber. Hier erfahren wir, dass in den Wäldern des Wigry-Nationalparks Wölfe, Rothirsche und Auerhähne leben, in den sauberen Gewässern der Suwalki-Seenplatte 20 verschiedene Fischarten, darunter Hecht und Maräne schwimmen und über all’ dem Seeadler und Kormorane kreisen.
Am Museum gibt es einen geräumigen Parkplatz (Schild „Piaski“), auf dem wir unseren Van gut abstellen und im Anschluss an unseren Museumsbesuch noch die einstündige, ausgewiesene Rundwanderung unternehmen können. Sie führt vorbei an an den für die Gegend typischen „Suchary“ – wunderschöne, tief blaue Waldseen deren Entstehung bis in die Eiszeit zurück reicht. Sie enthalten Humussäure und deswegen gibt es kaum Leben in ihnen. Nach unserer Wanderung suchen wir für eine Erfrischung die Badestelle mit Sanstrand und Volleyballfeld am, vom Parkplatz nur zehn Gehminuten entfernten Wigry-See auf. Hier die Route auf der Wanderkarte.
Aufbruch zur Czarna Hancza Tour – Kanu mit Hund
Tau klebt noch am Gras, als wir am nächsten Morgen über den Rasen an der Bootsstation im Dorf Mackowa Ruda zum Fluss laufen. Dort werden bereits mehrere Kajaks verschiedener Touren-Anbieter in das Wasser gelassen. „Wo ist Hobbit?“, fragen wir uns. So heißt die für uns gebuchte Vermietung. „Ah, da drüben. Aber wie sollen wir mit unserem großen Hund in so ein Kajak passen?“ – „Keine Sorge, ihr bekommt doch ein Kanu“, weißt uns der Hobbit-Mitarbeiter hin. Dann ist es endlich soweit: Ich steige zuerst in das Boot, Yeti tut sich zunächst schwer, aber ein Leckerli zeigt seine Wirkung, dann folgt Maik der das Kanu mit dem Paddel vom Ufer abstößt.
Wir müssen uns erstmal sortieren. Der Hund ist aufgeregt, merkt aber schnell, dass er im Sitzen besseren Halt hat. Andere Paddler, von denen von Juni bis Mitte August viele auf Polens Wasserstrecken unterwegs sind, lächeln und staunen, wenn sie unseren tierischen Kapitän vorbei fahren sehen. Hin und wieder treffen wir andere Hunde auf dem Wasser. Einige strecken sich Yeti entgegen, andere gleiten in ihren Kanus souverän vorbei. Unser Vizsla jedenfalls hat viel zu gucken und zu schnüffeln. Wir passieren Enten und andere Wasservögel, die am Uferrand watscheln und müssen den Hund hin und wieder vom Herausspringen zurückhalten.
Der von uns gewählte Streckenabschnitt der Czarna-Hańcza-Route ist kurvig und abwechslungsreich. Insgesamt sechs Stunden sind wir von Mackowa Ruda bis zur Anlegestation Fracki unterwegs, eine gute Tagestour. Unterwegs gibt es zahlreiche Abzweigungen. Wir können wählen: „Durch die Schilflandschaft oder unter dem Blätterdach hindurch?“. Verfahren kann man sich nicht, auch die Seitenarme führen immer wieder auf die Hauptroute.
Die herrlichen Anlegestationen – Kanu mit Hund
Inzwischen steht die Sonne hoch am Himmel und es wird ganz schön heiß, wenn wir nicht gerade durch eine Wald-Passage paddeln. Yeti streckt den Kopf über Bord, versucht mit langer Zunge kühles Flusswasser aufzunehmen, zuckt zurück, weil ihn die Strömung erschreckt. Mit der Hand reiche ich ihm Wasser an. Nach eineinhalb Stunden legen wir unsere erste Pause ein. Überall auf der Route gibt es kleine Buchten, die zum Verweilen, baden und Füße vertreten einladen. Besonders schön ist es aber an den, auf der Karte (die bekommt man bei der Nationalparkverwaltung aber eigentlich auch bei jedem Kanu-Anbieter) extra eingezeichneten Anlegestationen. Als unser Kanu dort am sandigen Ufer andockt, springt Yeti direkt hinaus. Hier gibt es eine Wiese zum austoben und eine gemütliche Strandbar mit gekühltem polnischen Honigbier und gegrillten Würstchen. „Na klar Yeti, Du bekommst den Zipfel!“.
Bevor es weiter geht, holt Yeti noch ein paar geworfene Stöcke aus dem Wasser. Sein nasses Fell kühlt ihn angenehm während der nächsten halben Stunde auf dem Kanu. Da es am Nachmittag wärmer ist und auch weil unsere Armmuskeln langsam schlapp machen, halten wir nun öfter. In einer einsameren Bucht jagt Yeti eine Wasserschlange. Zum Glück hat er keine Chance sie zu erwischen. Besonders urig sind die kleinen Holzhäuser, deren Gärten zum Fluss hin liegen. Von Holzstegen aus bieten hutzelige Omis mit Blumentüchern auf dem Kopf, selbstgemachte „Bulecki“ (Hefekuchen mit Blaubeerfüllung) an.
Als wir gegen 16 Uhr unser Ziel, die Wasserstation Fracki erreichen, wartet unser Kanuvermieter darauf, das Boot auf den Anhänger zu laden und uns zum Ausgangspunkt zurück zu fahren. Die Kanuanbieter transportieren ihre Kunden mit Bullis zurück in denen auch Hunde Platz haben. Über Yetis nasses Fell und seine sandigen Pfoten beschwert sich niemand.
Kanu-Fieber auf der Krutynia Tour – Kanu mit Hund
Da uns das Kanu-Fieber nun gepackt und auch unser Hund Spaß an dieser Abwechslung hat, finden wir uns drei Tage später erneut auf dem Wasser wieder. Dieses Mal ein Stück weiter westlich, aber immer noch in der Region Masuren, auf Polens mit Abstand beliebtester Wasserroute, der Krutynia-Tour. Auch sie kann man auf über 100 Kilometern vom Ferienort Sorkwity bis nach Rucaine-Nida befahren, und dabei sogar 20 verschiedene Seen durchkreuzen. Uns erscheint die Krutynia etwas breiter und weniger schlängelich als die Czarna-Hańcza, zumindest auf den Abschnitten, die wir gepaddelt sind. Welche Tour die schönere ist, vermögen wir aber nicht zu sagen.
Dieses Mal buchen wir nicht im Voraus, sondern steigen an der Wasserstation im Dorf Ukta direkt in das Kanu. Da die meisten Leute ohne Hund unterwegs sind und deswegen leichtere Kajaks bevorzugen, gibt es auch in der Hochsaison gute Chancen spontan ein geräumiges Kanu für das Paddeln mit mittelgroßem bis großem Hund zu ergattern. Kleine Hunde finden auch im Kajak auf dem Schoß Platz. An der Station Ukta kann man sehr gut schwimmen und sich anschließend auf einer Liegewiese in der Sonne trocknen lassen. Als wir dort waren gab es ein Schwingseil von dem man sich vom Baum aus in das Wasser fallen lassen konnte. Ein riesen Spaß!
Mystik am Beldan-See
Wieder treiben wir auf glasklarem Wasser durch urwaldgleiche Baumtunnel und Schilfgebiete, vorbei an einladenden Kanu-Stopps. Brenzlig wird es, als wir einem Schwan begegnen, der Hunde scheinbar nicht mag. Fauchend bewegt er sich auf unser Boot zu und hackt mit seinem Schnabel in den Plastikpaddel. Wir versuch schnell weiterzufahren und drücken Yeti ein wenig ins Kanu hinunter. Der Schwan verfolgt uns noch ein weiteres Stück und ich sehe ihn schon im Angriff auf unseren Hund. Alles ging gut aus, aber von da an machten wir um jeden Höckerschwan einen größtmöglichen Bogen.
Mit Iznota erreichen wir nach fünf Stunden das Gebiet der Großen Masurischen Seen. Hier mündet der Fluss Krutynia in den Beldan-See und wir beenden eine zweite tolle Kanu-Tour. Mit unserem Hund wandern wir anschließend entlang der mystischen Baumskulpturen und Steinkreise im Ferienpark „Galindia“. Sowohl auf dem Campingplatz, als auch im rustikalen Hotel sind Vierbeiner willkommen und dürfen mit auf Zeitreise gehen zum uralten slawischen Stamm der Galinder, der hier einst gelebt haben soll. Dessen Brauchtum erweckt der Psychoanalytiker Cezary Kubaccy mit Schauspielern und historischen Bauten am Beldan-See zu neuem Leben. Dass ein Kanu-Tag auch für Hunde anstrengend ist, zeigt sich am frühen Abend: Yeti schnarcht, den Rücken gewärmt am Lagerfeuer, die dicken Kulleraugen eines galindischen Baumwichtels schauen ihm dabei zu.
Kanu-Info Polen:
In der Region Masuren sind Kanu-Ein- und Ausstiegsstellen mit Schildern als
„PTTK-Wasserstationen“ (Polnische Gesellschaft für Touristik und Landeskunde) gekennzeichnet.
Kosten Kanu-Miete:
Für einen Zweier-Kanadier, indem auch ein Hund Platz hat zahlt man vielerorts weniger als 42 Zloty/zehn Euro pro Tag und zirka 210 Zloty/50 Euro pro Woche.
Übernachtung und Verpflegung:
In den Ferienzentren entlang der Flüsse Czarna-Hańcza und Krutynia gibt es zahlreiche Pensionen und Campingplätze. Im Juli und August sollte man vorher reservieren, es wird voll, denn dann haben die Polen Sommerferien. Im Juni und September ist die Lage entspannter, auch auf den Flüssen selbst. Wer mehrtägig paddelt, findet während der Tour gekennzeichnete, einfache aber sehr idyllische Zeltplätze. Diese bestehen oft nur aus einer Wiese mit Feuerstelle und Plumpsklo und kosten um die 10 bis 15 Zloty/zirka drei Euro.
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