Die finnische Seenplate und ihre seltenen Robben
Haben wir Glück? Taucht ein dunkler Kopf mit langen Schnurrhaaren aus dem Wasser auf? Gespannt sitzen wir im Boot des Wildnisführers und fahren hinein in die finnische Seenplatte, hinein in das Wasserlabyrinth des Saimaa-Sees im Linannansaari-Nationalpark.
Der Linnansaari-Nationalpark im Südosten Finnlands ist eine Seenlandschaft mit über 60 Inseln und weiten Kiefernwäldern. Er ist Teil des größten finnischen und viertgrößten europäischen Sees, dem Saimaa-See, auf dem insgesamt 13710 Inseln schwimmen. Neben Inseln schwimmt eine der meist bedrohten Robbenarten im See: Die Saimaa-Ringelrobbe.
Im Mai und Juni beste Sichtungs-Chancen
Als wir Anfang Juli den Linnansaari-Nationalpark erreichen sind wir eigentlich zu spät dran. „Mai und Anfang Juni ist die beste Zeit um die Saimaa-Ringelrobben zu sichten“, erklärt uns Lake- und Wildlifeguide Joonas Hokkanen. Vom Fischerdorf Oravi aus, nimmt er uns im Motorboot mit hinaus auf den Saaima-See.
Das Wetter ist rau an diesem Juli-Mittwoch, der See erscheint grau und aufgewühlt. Wir streifen dicke Pullover und winddichte Jacken über. Dann düsen wir los. Joonas steuert verschiedene Inseln an. Seit 2009 arbeitet er als Wildlife-Guide und kennt die Stellen, an denen die Robben zu sehen sind. Zudem kann er Individuen an Größe, Farbe und wie er sagt am Gesichtsausdruck unterscheiden. „Sie liegen gern auf den abgeflachten Felsen an den Ufern der Inseln und sonnen sich und die Kleinen wechseln ihr Fell“, erzählt er uns. Doch leider scheint heute keine Sonne und die Zeit des Fellwechsels der kleinen Robben ist auch schon vorbei. Sie werden im Februar und März in Schneehöhlen geboren, die die Robbenmütter auf dem zugefrorenen See bauen. Im Mai wechseln sie ihr Babyfell und sind kurz darauf selbstständig.
Finnische Seenplatte – Lebenraum bedrohter Tierarten
Wenn man nach Tieren in freier Natur Ausschau hält, längere Zeit die Umgebung abscant, sieht man schonmal Tiere wo keine sind. Immer wieder täuschen wir uns, meinen einen schwarzen Kopf auf der Wasserfläche zu sehen. Leider bleibt unsere Robben-Safari erfolglos. Spaß macht sie trotzdem, denn von Joonas erfahren wir viel über die bedrohte Tierart, zudem entdecken wir Fischadler, die über ihrem Horst, über die finnische Seenplatte kreisen.
Nur noch rund 360 Saimaa-Ringelrobben gibt es weltweit. Sie alle leben, wie der Name schon sagt, im Saimaa-See, die meisten von ihnen im Linnansaari-Nationalpark. Die Robbenart wurde durch Landhebung in der letzten Eiszeit von der Ringelrobbenpopulation der Ostsee abgeschnitten. Heute gehört sie zu den extremst bedrohten Arten.
Gefahr für die Robbe
Doch den einzigen Feind, den die Saimaa-Ringelrobbe hat, ist der Mensch. „Noch bis 1950 war das Bejagen der Robben erlaubt, wurde sogar von der Regierung mit einem finanziellen Obulus belohnt“, berichtet uns Joonas. Bis dato sah man die Fisch fressenden Robben als Konkurrenten der Fischer. „Obwohl die Saimaa-Ringelrobbe heute vielen Finnen als schützenswerte Art an’s Herz gewachsen ist, gibt es noch immer Fischer, die nicht vom Netzfang abweichen wollen“, weiß der Wildnisführer. Dabei gäbe es andere Fischereimethoden, die keine Gefahr für die Tiere darstellen. Insbesondere für die jungen, kleinen Robben sind die Netze im Frühjahr eine tödliche Falle.
Der Klimawandel tut sein übriges: In zu warmen Wintern gibt es zu wenig Schnee für die Bruthöhlen der Robben. Und ist es im Februar zu warm, schmelzen die Höhlen, deren Schutz die Robbenbabys noch dringend brauchen.
Unterwegs mit dem Wildnisführer
Mit der Einrichtung des Linnansaari-Nationalparks und weiteren Schutzprojekten konnte die Ringelrobbenpopulation in den letzten zehn Jahren von 200 übrig gebliebenen Tieren auf 360 anwachsen. Weitere Informationen über Schutzprojekte der Saimaa-Ringelrobbe gibt es bei der Finnish Association for Nature Conservation
Ihr wollt auch auf Saimaa-Ringelrobben-Safari gehen? Gute Anlaufstelle ist das Fischerdorf Oravi am Saimaa-See inmitten der finnischen Seenplatte, 360 km nordöstlich von Helsinki. Dort bietet das Unternehmen Saimaa Holiday im Mai und der ersten Juni-Woche Bootstouren an. Geleitet werden die Touren von erfahrenen Wildlife-Guides, die Rücksicht auf die Lebensräume der Tiere nehmen, bei Safaris den nötigen Abstand einhalten, aber Tiersichtungen garantieren.
Ein wirklich schöner Bericht über eine Robbe, die ich bis jetzt noch nicht gekannt hatte. Ich freue mich wenn ich beim Lesen von Blog-Artikeln etwas Neues dazu lerne. Finnland habe ich vor ein paar Jahren mal besucht und fand es sooo schön dort. Ich wollte schon seit längerem wieder zurück. Das nächste Mal wenn ich Finland besuche, möchte ich den Linnansaari-Nationalpark besuchen.
Danke für die Infos 😉
Hey Tanja,
die Saimaa-Robbe habe ich auch erst kennen gelernt, als ich nach Finnland kam. Freut mich, wenn ich Dich mit meinem Artikel inspirieren und informieren konnte. Finnland ist toll, nichts wie wieder hin 😉