Nordische Reise in Schwedens Waldwildnis
Sie lebt mit einem Rudel Alaskan Huskies am Nordpolarkreis, dort wo die Winter eiskalt, schneereich und lang sind und sie in Europas letzter Wildnis für Schlittenhunderennen trainieren kann. Katharina Koch-Hartke zog vor neun Jahren aus Deutschland nach Schwedisch-Lappland. „Was für ein mutiger Schritt in ein völlig anderes Leben“, dachte ich, als ich zum ersten Mal von der 32-Jährigen Frau höre, die aus meinem Nachbarort Borgholzhausen am Teutoburger Wald stammt. Ein späteres Telefonat mit Katharina und das Lesen ihres Blogs Arctic Lifestyle machten mich so neugierig, dass ich im Oktober 2016 aufbrach sie zu treffen.
Zusammen mit Maik und Drahthaar Vizlsa Yeti geht es im Camper über Fehmarn mit der Fähre hinüber nach Dänemark und weiter über die Öresundbrücke bei Kopenhagen bis nach Malmö. Nach nur einem Reisetag sind wir also bereits im Land der Elche. Preislich nimmt es sich übrigens nichts, ob man über die Öresundbrücke nach Schweden fährt oder mit der Fähre etwas weiter nördlich vom dänischen Helsingør ins schwedische Helsingborg. Reist ihr so wie wir mit Camper kostet euch die Überfahrt rund 100 Euro. Bucht ihr allerdings ein Kombiticket Fehmarn-Dänemark-Schweden, wird’s günstiger. Infos gibt’s bei Scandlines.
Mit Hund in Bullerbü – auf dem Weg zum Nordpolarkreis
Unsere Route führt uns zunächst durch die schwedische Provinz Småland, wo wir auf Astrid Lindgrens Spuren wandeln und Yeti durch Bullerbü tobt. Lindgren-Fans aufgepasst: Bullerbü heißt in Wirklichkeit Sevedstorp und der idyllische Bauernhof von Michel aus Lönneberga liegt nicht in Katthult sondern in Gibberyd. All‘ diese kleinen, feinen Orte in denen die Fantasie aus Kinderzeiten erwacht, sind gut vom Städtchen Vimmerby aus zu erreichen. Hier liegt das wirklich sehenswerte Astrid Lindgren Museum und es gibt den schönen Campingplatz „Vimmerby Camping Nossenbaden“. Der Platz hatte, als wir Anfang Oktober dort waren, gerade geschlossen. Wir konnten das herrliche Areal mit Blick auf den Nossen-See trotzdem nutzen und Yeti schnüffelte am Hundestrand, der zum Campingplatz gehört.
Was wir im Süden Schwedens noch so alles erlebten, vom Elchpark Grönåsen bis hin zum Vogelsee Tåkern, werde ich einem anderen Beitrag noch genauer berichten.
Eine Woche lang reiste Maik mit und wir erleben Herbststimmung in warmen Farben. Dann waren Maiks Ferien leider vorbei und ich brachte ihn zum kleinen Flughafen Stockholm-Skavsta, der 100 km südwestlich der Hauptstadt liegt. Doch lange allein fühlen musste ich mich nicht, noch am selben Tag hatte ich eine neue Reisebegleitung. In Stockholm stieß mein Bruder Simon dazu. Er begleitete Yeti und mich die nächsten drei Wochen.
Wo der Weihnachtsmann wohnt – auf dem Weg zum Nordpolarkreis
Nördlich von Stockholm fahren wir immer entlang der alten Eisenbahnlinie „Inlandsbana“ mitten durch die Waldweiten Nordschwedens. Kilometer um Kilometer rollen wir durch Wälder und entlang vieler Seen. Bevor wir aber so richtig in die Wildnis eintauchen, halten wir noch am Siljansee, dem siebtgrößten See Schwedens. Hier kann man den den 514 Meter hohen Gesundaberget erklimmen, an dessen Fuß nach alter Überlieferung der Weihnachtsmann, schwedisch „Tomte“ lebt. Tomte treffen wir im Oktober noch nicht und auch der Themenpark „Tomteland“ öffnet erst im November seine Pforten. Macht nicht’s! Für Yeti ist es eh schöner auf den Berg zu kraxeln. Nach zirka einer dreiviertel Stunde purer Anstrengung genießen wir oben die traumhafte Aussicht über die Seenlandschaft mit ihren vielen kleinen Inseln.
Noppikoski und Pilkalampinoppi – auf dem Weg zum Nordpolarkreis
Als einen der Plätze zum frei Campen wählen wir auf unserer Route die Wildhüterstation Noppikoski. Dort, am Rand der Straße 45 erwarten uns neben einem rauschenden Fluss und vielen, vielen Bäumen ein paar dunkelrote, leicht zerfallene Holzhäuser, die nun als Unterkuft für Flüchtlinge genutzt werden. Sonst ist da nichts, wirklich garnichts….außer weiter hinten im Wald ein Schießstand der den herumliegenden Patronenhülsen nach zu urteilen, manchmal noch in Betrieb zu sein scheint. Noppikoski, ein wirklich merkwürdiger Ort, mit morbiden Charme.
Von dort brechen wir am nächsten morgen zu einem Abstecher auf. Nur wenige Kilometer weiter gen Norden auf der RV45 biegen wir links in einen Schotterweg ein, folgen dem Schild „Pilkalampinoppi“. Die lustigen Ortsnamen stammen übrigens von den Finnen, die in dieser Region im 17. Jahrhundert siedelten. Der Pilkalampinoppi ist ein alter Feuerwachturm auf einem Berg inmitten dieser nordschwedischen Wildnis. Bis wir ihn gefunden haben, vergeht allerdings eine Weile, denn auf den Waldpisten können wir nur langsam fahren. Zwischendurch überqueren wir die Gleise der Inlandsbana.
Tunnbröd und der Vildman – auf dem Weg zum Nordpolarkreis
Nach gut einer Woche erreichen wir die letzte größere Stadt auf unserer Route Richtung Nordpolarkreis. Östersund, liegt ziemlich genau in der Mitte Schwedens und doch sind wir nun schon so richtig weit im Norden und es ist nicht mehr herbst- sondern winterlich. Ähnlich wie andere Städte Skandinaviens, kann man Östersund entspannt mit Hund besuchen, denn es gibt viele Grünflächen, alles ist weitläufig und überhaupt sind die Schweden, unseren Erfahrungen nach, Hunden gegenüber tolerant und aufgeschlossen. Cafés, Restaurants und Geschäfte sind mit Hund allerdings tabu. Deswegen muss Yeti im Skiort Åsarna im Camper warten als wir uns während einer Pause im urigen Vildmarkscafé mit Rentierschinken auf Tunnbröd unter einem imposanten, ausgestopften Elchkopf für die Weiterreise stärken. Noch mehr als der Elch an der Wand, beeindrucken mich vier Exemplare die ich während der Fahrt durch Schweden in freier Wildbahn beobachten kann. Wahrzeichen Lapplands ist aber weder Elch noch Rentier, sondern der „Vildman“. Auf die riesige Statur des knallroten, wilden Mannes mit grünem Blätterschurz um die Lenden und Keule über der Schulter, trifft man im Ort Storuman, der direkt an der Inlandsbana-Strecke liegt.
Springen über den Nordpolarkreis
Katharina wohnt knapp südlich des Nordpolarkreis. Wir machen Umweg, denn den „Polcirkeln“ wollen wir unbedingt überqueren, bevor wir sie besuchen. Nahe der Stadt Jokkmokk, verläuft die Markierungslinie des Nordpolarkreis. Stolz springe ich zusammen mit Yeti hinüber. Den exakten Verlauf zeigt die Markierung allerdings nicht an, bewegt sich der „Polcirkeln“ doch Jahr für Jahr etwa 14 Meter gen Norden. Am 21. Dezember, wenn die Sonne am niedrigsten über der Nordhalbkugel steht, bleibt es am Nordpolarkreis den ganzen Tag dunkel. Wir sind im Oktober unterwegs, haben noch Licht und folgen, als wir die Gemeinde Överkalix erreichen, dem Abzweig Richtung Miekojärvi. Dort, in dem 16 Einwohner fassenden Dorf am großen Miekojärvi-See lebt Katharina zusammen mit ihrer Partnerin Johanna Heinrich aus München in einem roten Holzhaus direkt am Wasser. Ihre Huskies leben nicht mit im Haus, sondern haben draußen eine große Anlage mit Hütten und Auslauf.
Damals bei unserem Telefonat erzählte mir Katharina, wie es zu ihrem Auswandern kam: 2007 arbeitete sie fünf Monate lang auf einer Husky-Farm in Lappland. Vor Studiumsstart wollte sie ein richtiges Abenteuer erleben. Für nur einen Monat kam sie danach nach Deutschland zurück, alle vorherigen Studiumspläne über den Haufen geworfen und mit der Faszination Lapplands im Blut. Mutig folgte sie dann ihrem Wunschpfad Richtung nordische Wildnis. „Den Sommer über jobbte ich bei verschiedenen Tourismusanbietern Lapplands, half dort in Restaurants, Hotels und bei Reittouren mit Islandpferden um im Winter ins Schlittenhunde-Camp zurück zu kehren“, berichtete sie mir. Inzwischen beherrscht Katharina die schwedische Sprache und absolvierte eine Ausbildung zur Wildnisführerin. Zusammen mit Johanna gründete sie das Tourismusunternehmen 8seasons4women und bietet Nord-Skandinavien-Erlebnisreisen für Frauen an.
Schlittenhunde spielen heute eine größere Rolle den je in ihrem Leben. Mit ihren Alaskan Huskies trainiert Katharina jeden Tag und nahm im März 2017 zum zweiten Mal am bekanntesten Langdistanz-Schlittenhunderennen Europas teil. Beim „Finnmarkslöpet“ ging es 500 Kilometer durch die Schneelandschaft Nordnorwegens. Ihr großer Plan ist es, am längsten Schlittenhunderennen der Welt in Alaska teilzunehmen. „Bevor ich nach Lappland kam, hatte ich keine Erfahrungen mit Schlittenhunden. Ich wohnte auf einem Bauernhof. Da gab es zwar immer Hunde, aber das ist etwas anderes“, erzählt sie uns nun, bei einer Tasse heißem Glögg vor ihrem knisternden Ofen. Yeti liegt davor und wärmt sich seinen alten Rücken. Nach zwei Wochen Camper-Tour mit Abstechern und Ausflügen sind wir nun angekommen.
Was wir bei Katharina, Johanna und ihren Hunden am Nordpolarkreis so alles erleben und wie sich unser Rückweg entlang der Ostseeküste gen Süden gestaltet lest ihr in Mit Yeti zum Nordpolarkreis – Teil 2.
Tolle Fotos, toller Text und sehr interessante Geschichte – ich habe mich richtig mitreißen lassen und werde bald noch mehr bei euch lesen!
Hallo Kerstin,
das freut mich sehr!
Ich verfolge mit Begeisterung die Geschichten von Buddy und Amber. Kommen sie eigentlich beide aus Katar?
Liebe Grüße
Carolin
Hallo Caro, ich hatte mir einige Blogs von yeti angeschaut. Hat mir sehr gefallen. Liebe Gruesse Christel
Hallo Christel,
freut mich, dass Du den Weg auf unseren Blog gefunden hast. Demnächst wird es hier weitere tierisch gute Geschichten geben 🙂
Liebe Grüße nach Bernburg.
Caro
Hallo Caro, starten am Sa nach Polen und haben deinen Beitrag dabei, der auf promobile.de zu finden war – offensichtlich exklusiv, denn hier habe ich ihn leider nicht gefunden. Sind sehr gespannt, auch wie es mit unseren ständigen Begleitern Butsch (Labmix) und Donna (DD) gehen wird. Insbesondere die Besuche in den Städten und in Marienburg, so wie das Kajakfahren in den Mazuren werden uns wohl einiges an improvisiertem Handling abverlangen 😉
Hi Jens,
freut mich sehr, dass ihr meinen Bericht in der Promobil entdeckt habt. Polen ist eines meiner liebsten Reiseländer und ganz wunderbar mit Hund! Alles ganz entspannt. Auch in den Städten dürfen Hunde mit in Restaurants und Cafés. Auf die Marienburg dürfen sie leider nicht, aber es gibt dort einen netten Strand am Fluss, wo sich die Hunde vorm Warten austoben können. Übrigens: In der Ausgabe Nr.6/ Juni 2018 des Magazins „Partner Hund“ gibt es eine Reportage von mit zum Thema Kanu-Tour mit Hund in Polen 😉
Falls ihr noch detaillierte Infos benötigt, melde Dich gerne. Ansonsten wünsche ich euch eine tolle Reise!