Wandern in Spaniens größtem Naturschutzgebiet
An Andalusien in Klischees gedacht: Flamenco, Stierkampf, Sherry und Städte mit reichem maurischen Erbe wie Sevilla, Cordoba und Granada. Stimmt, all‘ das gehört zu Spaniens südlichster „Communidad“. Steile Berghänge, Wasserfälle und Steinböcke aber ebenso. Überrascht? – Wir sind es, als wir am 9. April 2016 Bergstädtchen Cazorla stehen. Das von Olivenbaumfeldern umgebene Cazorla liegt am Rand von Spaniens mit Abstand größtem Natursschutzgebiet, dem „Parque Natural Sierras de Cazorla, Segura y Las Villas“. Dieser Naturpark im Osten der andalusischem Provinz Jaén setzt sich vornehmlich aus den zwei, parallelen Gebirgszügen Sierra de Cazorla und Sierra de Segura zusammen. Im Tal zwischen den beiden, bis zu 2100 Meter hohen Bergketten entspringt Spaniens großer Wasserspender, der Rio Guadalquevir und es bieten sich zahlreiche Wandermöglichkeiten. Tatsächlich, wir sind zum Wandern in Andalusien!
Wandern in Andalusien ist am schönsten in der Vorsaison April/Mai
Es ist herrlich, wir haben die Natur, ohne großen Wanderaufwand fast für uns allein, da der Naturpark bis jetzt noch keinem großen Touristenansturm ausgesetzt ist. Scheinbar verraten wir hier nun einen echten Geheimtipp! Wir sind in einem Stück Spanien gelandet, das sich auch bestens für einen Urlaub mit Hund eignet.
Gleich morgen wollen wir zu einer ersten Wanderung von Cazorla aufbrechen. Mit unserem Wohnmobil fahren wir für die Nacht einen großen, freien Platz am Ortsrand an. Am nächsten Morgen werden wir von Klopfen am Fenster geweckt. Es ist die Polizei, die uns darauf hinweist, dass um unser Mobil herum gerade der Markt aufgebaut wird. Noch verschlafen und unter fröhlichem Winken der Marktbeschicker machen wir uns aus dem Staub.
Ziegen und starker Kaffee
Dass wir so früh geweckt wurden, hat den Vorteil, dass wir nun mitbekommen, wie Cazorla erwacht. Bauern treiben ihre Ziegen und Schafe direkt an unserem Camper vorbei auf die Weiden und an mehreren stellen füttern Leute herum streunende Katzen mit den Frühstücksresten.
Nach einem starken Kaffee auf Cazorlas hübscher Plaza de Santa Maria geht es endlich los, den Berg hinauf, vorbei am alten Maurenkastell, das über der Bergstadt aufragt. Es ist keine so weite Wanderung bis zum Wasserfall „Cascada de la Madelena“. Dort freut sich Yeti über eine Erfrischung und auch wir genießen die spritzende Gischt. Mit ein wenig Kletterkunst kommt man ganz nah an den Wasserfall heran.
Von hier aus kann man auf verschiedenen Routen weiter wandern. Es warten noch mehrer Wasserfälle in den Bergen rund um Cazorla. Allerdings wird der Weg ab hier erstmal steiler. Wanderkarten und Infomaterial über den Naturpark holt man sich am besten vor der ersten Wanderung im Informationszentrums des Parks in Cazorla (siehe unten, „tierisch Nützliches“).
Führung in die Unterwelt
Zurück im Ort darf Yeti und auch andere Hunde mit dabei sein, bei einer Führung entlang von Cazorlas Kanal, der vor langer Zeit für den Bau der Kirche Santa Maria mit irrsinnigem Auffwand ein Stück unter die Erde verlegt wurde. Mutig stakselt Yeti mit uns mit über das Laufkitter am sprudelnden unterirdischen Kanal vorbei.
Im Naturkundemuseum an der Plaza de Santa Maria bekommen wir eine Warnung für unsere nächsten Wanderungen mit auf den Weg. In der Region würde Gift ausgelegt um die Zahl von Streunerhunden zu reduzieren. Yeti sollten wir besser an der Leine führen. Das Gift sei nicht nur Gefahr für Hunde. Die in der Sierra de Cazorla wieder angesiedelten und unter Naturschutz stehenden Bartgeier würden in großen Zahlen mitvergiftet, wenn sie an die Kadaver von getöteten Hunden gehen.
Von nun an sind wir vorsichtig, aber verbringen trotzdem eine unbeschwerte, aktive und naturnahe Zeit im größten Naturpark Spaniens.
Demnächst lest ihr hier noch mehr über das Wandern in Andalusien. Dann nehmen wir euch mit zu Steinböcken und Greifvögeln in die Sierra de Segura, nur einen Bergkamm von Cazorla entfernt.
tierisch Nützliches:
Hier bekommt man Wanderkarten und kann Natur-Führungen buchen:
Punto de Información – Parque Natural Sierras de Cazorla, Segura y Las Villas, Paseo del Cristo 17, Cazorla
Wirklich besuchenswerte Naturkunde-Museen und Info-Zentren in Cazorla:
Thematic Centre for Endangered Species, Plaza de Santa Maria 20, Cazorla: Hier gibt es eine interaktive Ausstellung zu den bedrohten Tierarten des Naturparks, darunter Wolf, Luchs und Bartgeier. Auch die Fundación Gypateus, die sich dem Schutz und der Wiederansiedlung des Bartgeiers verschrieben hat, hat hier ihren Sitz. (Die Aufzucht- und Auswilderungsstation der Geierschutzorganisation liegt in Vadillo Castril, nicht weit von Cazorla entfernt und hat ab Mitte April bis Oktober für Besucher geöffnet)
Frondosa Naturaleza Thematic Centre, Camino del Ángel, Cazorla: Hier gibt es eine allgemeine Ausstellung über den Naturpark. Ein großes Modell veranschaulicht den Umfang des Naturparks mit den zwei Gebirgsketten Sierra de Cazorla und Sierra de Segura. Das Themen Center ist zudem Ausgangspunkt der mehrmals am Tag statt findenen Führung zu Cazorlas unterirdischem Fluss.