Eine Reise durch Montenegros Nationalparks
Teil 2
Nach wunderbaren Naturentdeckungen im Durmitor Nationalpark, ganz im Norden Montenegros, fahren wir im VW-Bus weiter Richtung Süd-Ost. Dort, rund 100 Kilometer vom Durmitor-Bergmassiv entfernt, liegt der kleinste Nationalpark Montenegros.
Klein aber fein – Nationalpark Biogradska Gora
Den Nationalpark Biogradska Gora bei Kolasin erreichen wir nach zwei Stunden Fahrt. Die Schranke am Parkeingang ist geöffnet. Langsam kurven wir uns eine schmale, geteerte Straße hinauf bis zu einem Parkplatz, der direkt am Gletschersee Biogradsko Jezero liegt und von hohen, uralten Bäumen umsäumt ist. Schneller als gedacht, ohne großen Aufwand, sind wir mittendrin in einem der letzten Urwälder Europas.
Ist die Nationalparkverwaltug besetzt, kann man dort auch ein Boot mieten um auf dem Biogradsko Jezero herum zu paddeln ( acht Euro pro Stunde). Außerdem gibt es Kartenmaterial für zahlreiche Wanderrouten im Park. Nahe dem Parkplatz befindet sich das Holzhaus der Nationalparkverwaltung. Eigentlich müssten wir dort eine geringe Gebühr (drei Euro pro Person) für unseren Besuch bezahlen, aber es ist kein Ranger weit und breit zu sehen. Auch das Restaurant und die anzumietenden Campinghütten sind verschlossen. Noch nicht’s los hier im April. Das freut uns, haben wir so doch die Natur, auf dem sonst wahrscheinlich von vielen Touristen frequentierten Seerundwanderweg ganz für uns.
Der Biogradska Gora Urwalt überwältigt uns mit seinen intensiv grünen Farben. Farne, Moose, über 400 Jahre alte Bäume, wir balancieren auf umgekippten, riesigen Baumstämmen, die hier im Urwald liegen bleiben dürfen. Einer der Stämme ragt ein Stück in den See, was das Balancieren noch spannender macht. Beim Blick hinunter sehen wir Regenbogenforellen neben uns schwimmen. Das ist Zuviel der Ablenkung. Platsch! Ich rutsche mit meinem Fuß vom bemoosten Stamm ins Wasser. Nun muss ich mit einem nassen Schuh und einem trockenen Schuh weiter wandern. Ungemütlich, aber es schmatzt sowieso bei jedem Schritt auf dem feuchten Waldboden. Hier fühlen sich natürlich Amphibien wohl und einige Frösche kreuzen unseren Weg. Ob das die für den Balkan endemischen Griechischen Frösche sind, die sich am Biogradsko Jezero vermehren? Auch 200 verschiedene Vogelarten und 80 Schmetterlingsarten gibt es hier. Die Regenbogenforellen kommen übrigens nicht natürlicherweise im See vor. Sie wurden eingesetzt. Neben ihnen schwimmen drei heimische Fischarten im Biogradsko Jezero: Elritze, Bachforelle und die Groppe. Wer angeln möchte, braucht eine Genehmigung plus kostenpflichtiges Ticket von der Nationalparkverwaltung. Zum Übernachten bleiben wir einfach auf dem schön gelegenen Parkplatz stehen. Auch am nächsten Morgen, keine Spur von der Nationalpark-Crew. Nach einem Frühstück am Bootssteg des Biogradsko Jezero brechen wir auf Richtung Meer.
Der Nationalpark Lovćen liegt nah am Meer
Der Lovćen Nationalpark liegt nahe dem Mittelmeer direkt an Montenegros berühmter Bucht von Kotor. An diesem Highlight Montenegros können wir nicht einfach so vorbei fahren, machen also einen Tag Pause von unserer Nationalparktour und umfahren die fjordartige, verschlungene Bucht mit ihren steil aufragenden Bergen und urigen Seefahrer-Nestern. Den Abend und die Nacht wollen wir in der Stadt verbringen, die der Bucht ihren Namen gegeben hat – Kotor. Zuerst mal wieder Stellplatzsuche, die sich in Kotor als schwierig erweist. Wir fahren mit unsrem VW-Bus hin und her und treffen dabei Tramper Dragan. Da wir ihn nach Hause bringen, dürfen wir die Nacht auf seinem Grundstück stehen. Glück gehabt! Abends schlendern wir durch Kotors Kopfsteinpflastergassen in denen sich Streunerkatzen nur so tummeln. Die meisten von ihnen sind in erbärmlichem Zustand. Sie suchen Essensreste aus den Mülltonnen in den Gassen hinter den zahlreichen Restaurants.
Für einen netten Abend mit Livemusik und montenegrinischem Rotwein eignet sich in Kotor der Club Evergreen.
Am nächsten Morgen klopft es um kurz vor acht an unser Bullifenster. Dragan weckt uns, er hat Frühstück für uns gemacht und dabei hat sich der gute Mann, der scheinbar nicht viel Geld hat und sehr spartanisch wohnt, so viel Mühe gegeben. Auf dem kleinen Tisch steht ein Platte mit Frikadellen, Ei, Gurke und Käse. Als wir auf dem alten Sofa Platz nehmen, reicht uns Dragan einen Gurkensalat mit Joghurtdressing dazu. Deftig, aber lecker. Gut zwei Stunden quatschen wir über seine Schwarzarbeiterzeit in Frankfurt. Am Ende noch ein Foto und das Versprechen wieder zu kommen. Dann geht es weiter zum Nationalpark Lovćen.
Von Kotor aus führt eine lange Serpentinenstraße hinauf auf den Berg Jezerski Vrh, dem mit 1655 Metern zweithöchsten Gipfel des Lovćen Nationalparks. Immer wieder ergeben sich tolle Aussichten auf die Bucht von Kotor. Oben angekommen wartet ein Treppentunnel mit über 400 Stufen darauf erklommen zu werden. Los gehts‘, rechts und links der Treppen liegt noch Schnee. Dann stehen wir vor dem höchstgelegensten Mausoleum der Welt. Die windigen Höhen des Jezerski Vrh wählte Montenegros berühmter Dichterfürst Njegoš als letzte Ruhestätte. Mächtige Skulpturen bewachen heute sein Grab. Traut man sich an ihnen vorbei und über einen schmalen Berggrat hinweg, gelangt man zu einer spektakulären Aussichtsplattform. Von hier haben wir Ausblick auf die Bucht von Kotor, können sogar bis auf das Durmitor Gebirge zurückblicken und sehen schon unser nächstes Ziel, den Skutarisee.
Trotz der windigen Höhen, fliegen rund um die Aussichtsplattform auffällig viele Bienen und sogar Hornissen. Später erfahren wir im Nationalparkzentrum, in dem es übrigens auch eine tolle Ausstellung zum Wolf gibt, dass es im Lovćen Nationalpark zahlreiche Bienenarten und Blumenfliegen gibt. Eine Spezialität aus der Region sind Honig und Honigwein.
Nationalpark Skutarisee – ein Paradies für Vogelfreunde
Der von unteririschen Quellen gespeiste Skutarisee, der zu einem Drittel in Albanien, zu zweien in Montenegro liegt, ist ein Paradies für Vogelfreunde und eines der wichtigsten Rastgebiete für Zugvögel aus Nordeuropa. 280 Vogelarten kommen hier vor, darunter Kormorane und seltene Krauskopfelikane, verschiedene Reiherarten und der Eisvogel. Jetzt im April erleben wir den Skutari- oder auch Skadarsee im Dunst. Bootsfahrten werden leider noch nicht angeboten. Das ist schade, denn einige Jahre vorher unternahm ich schonmal eine solche Tour im Sommer und konnte dabei die riesigen Seerosenteppiche auf dem See bestaunen, Schilkröten am Ufer beobachten und die Klosterinseln besuchen. “Skutarisee, wir kommen nochmal wieder. Dich zu besuchen ist im Sommer schöner!“
Ich habe auch einen Hund und finde verreisen mit Vierbeiner auch viel einfacher, als viele sich das vorstellen. So tolle Touren wie ihr haben wir allerdings noch nie gemacht!
Hallo Barbara, danke für Deine nette Nachricht. Ja, es ist tatsächlich so: Reisen mit Hund geht prima. Ich finde, dass es sogar zu besonderen Erlebnissen führt. Dir weiterhin tolle Reisen mit Hund. Vielleicht hast Du ja mal einen tierisch guten Reise-Tipp für Yeti und mich. Dann freuen wir uns 🙂
Hallo Carolin,
zwei echt tolle Beiträge über die Nationalparks, danke. Jetzt freu ich mich gleich noch mehr auf meine bevorstehende Reise! Ich hoffe, dass wir auch noch (wenigstens ein bisschen) von zuuuu vielen anderen Touristen verschont bleiben im Juni. 🙂
PS: tolle Fotos!
Liebe Grüße,
Eva
Hallo Eva,
freut mich, wenn Du in meinen Berichten noch ein paar Anregungen finden konntest. Ich wünsche Dir eine tolle Zeit in Montenegro. Ich fänd’s spannend hinterher zu hören, ob Deine Eindrücke ähnlich sind.
Gute Reise!
Carolin
Hi Caro!
Eine super Einstimmung für unsere Montenegro Reise.
Wir werden einfach in euren Fusstapfen reisen und uns der zahlreichen guten Tips bedienen. 🙂
Auf bald,
Doro und Nikki
Hi Doro und Nikki,
ich bin schon jetzt gespannt auf EURE Reiseberichte!
Ihr seit im Hochsommer in Montenegro, da werdet ihr den Skutari-See nocheinmal ganz anders erleben und es ist eine gute Zeit für Rafting im Tara-Canyon.
Mit Montenegro habt ihr eine hervorragende Wahl getroffen.