Die Tradition der „Transhumanz“
Im Juli 2016 waren wir mal wieder an einem unserer Lieblings-Reiseziele unterwegs: Im französischen Nationalpark Pyrenäen mit seinen vielen verschiedenen Tälern, verschlug es uns im Vallée d’Ossau in den malerischen Ort Laruns. (Laruns war u.a. 2017 auch Etappenziel der Tour de France). Nur selten übernachten wir auf Campingplätzen und auch hier fanden wir wieder ein schönes Plätzchen, ganz ohne Campingnachbarn, am Ortsrand unter großen Buchen direkt am Fluss Gave d’Ossau zum übernachten.
Wir ahnten nicht, auf welch tierisch spannendes Erlebnis wir zusteuerten. Alles begann mit einer unruhigen Nacht: Um 2 Uhr werden wir geweckt. Ja wovon eigentlich? Was sind das denn für Geräusche? Kuhglocken-Gebimmel und lautes Mähen von Schafen? Irritiert luken wir aus dem Fenster unseres Vans und sehen im Dunkel die Silhouetten von hunderten Rindern und Schafen die auf der Wiese rund um unser Wohnmobil vorbei ziehen. Die Tiere machen eine irre Lautstärke und die hält gefühlt mindestens eine halbe Stunde an. Da helfen nur Ohrstöpsel. Bon Nuit!
Was bedeutet Transhumanz?
Am nächsten Tag erfahren wir vom netten Café-Besitzer in Laruns, und später auf Nachfrage bei der Touristeninfo auch nochmal, dass gerade die Transhumanz/Transhumance, die Tage der traditionellen und vom Aussterben bedrohten Wanderweidewirtschaft statt finden. Dabei machen sich Schäfer mit ihrem Vieh auf, zu den in den Bergen gelegenen saftigen Almen, auf denen Heidelbeeren, Enzian und Thymian wachsen. Durch das Grasen der Tiere entstehen die Almwiesen und wird Bebuschung und Bewaldung auf diesen Flächen vermieden. Die Schäfer-Routen führen auch durch die Bergdörfer, in denen die Transhumanz wie ein Volksfest gefeiert wird. Zum Start der kühleren Jahreszeit, werden die Tiere dann wieder in die Täler getrieben. Die Hirten und ihre Tiere wandern dabei manchmal mehrere Tage und Nächte lang.
Rund um Laruns Dorfbrunnen und in den Cafés herrscht am Abend Andrang, als die Tiere in langen Karawanen durchziehen. Die Leute sind in Feierlaune. Fröhlich jubeln sie den Hirten zu, die ihre, teils riesigen Herden, durch die Gassen und über den Dorfplatz treiben. Die Glocken bimmeln mindestens so laut wie gestern Nacht neben unserem Wagen. Und selbst neben dem, auf großen Bildschirmen übertragenen EM-Halbfinale Frankreich:Deutschland, lassen die Franzosen sich die Transhumanz nicht entgehen. Mal klatschen sie den Schafen, mal den Fußballern zu. Erst als „Les Bleus“ den Finaleinzug erstreiten, liegen die Schäfer-Züge für kurze Zeit im Abseits.
Transhumanz an anderen Orten
Die Tranzhumanz kann man übrigens nicht nur in den Pyrenäen, sondern auch in den Alpen erleben: Von Anfang September bis Anfang Oktober ist dort die Zeit der Almabtriebe. Die Tiere werden bunt geschmückt und aus den Bergen für den kommenden Winter wieder ins Tal zurückgetrieben. So zum Beispiel im Südtirol im Schnalstal, in Altrei, in Truden, in Rhein in Taufers oder in Aldein. Termine für Almabtriebe in Bayern gibt es hier.
Weitere Geschichten aus den Pyrenäen
Ihr wollt mehr Reise-Inspiration für die französischen Pyrenäen?
Dann schaut doch mal in meinen Beitrag über die spaktakuläre Fahrt in der Bergbahn „Petit train d’Artouste“, oder lest über das Erlebnis Tour de France am Pyrenäenpass Col du Tourmalet.
Hallo Carolin,
was für tolle Fotos von der Transhumanz, sehr knuffig die Schafe!
Bei so einem Almabtrieb wären wir ja auch gern mal dabei, vielleicht schaffen wir es ja nächstes Jahr mal.
Liebe Grüße
Kristin
Hey Kristin,
danke für Deine Nachricht.
Ich sage nur: Es lohnt sich!
Tierisch gute Grüße
Carolin
Ich habe eine ähnliche Ansicht in Polen gesehen! Ein interessanter Eindruck – von Schafen umgeben zu sein.
Hallo Ulla,
Polen haben wir auch schon desöfteren und sehr gerne bereist. Dass es dort auch eine Art Almabtrieb gibt, wusste ich nicht. Sicherlich irgendwo im bergigen Süden, richtig?
…Und auf den Faröern sind Schafe ja auch keine Seltenheit 😉 Das wäre ja mal ein spannendes Reiseziel für mich. Würde gerne mal darüber Schreiben.
reiselustige Grüße
Carolin