Olivenernte 2024, Wintergemüse und Waldgott Pan lässt grüßen – Italientagebuch Teil 14
28. September
Bevor ich euch von unserer diesjährigen Olivenernte berichte, gehen wir ein bisschen wandern und werfen einen Blick in unseren Gemüsegarten in Wintervariation.
Der Wanderweg „Fonno della Botte“ (frei übersetzt: Boden des Fasses) erstrahlt in neuem Licht und heißt nun in einem Teilstück „Sentiero del Pan“ (Weg des Pan). Pan ist in der Mythologie der Gott des Waldes und passend zum Thema ist der Weg am Hang des Monte Cimino ab nun gespickt mit Skulpturen die tierische sowie fantastische Waldbewohner zeigen.
Aufgewertet wurde der Weg von der engagierten Gruppe „La Menica Alta“, die Zäune und Bänke aufstellte und Künstler aus der Region für Skulpturkreationen warb. Am Weg zu sehen sind so seit dem Sommer 2024 u.a. die Tier-Skulpturen aus Holz und Stein meines Freunds Salvatore Fosci.
Am 28. September wurde der „Sentiero del Pan“ offiziell eröffnet. Besonders viele Kinder waren gekommen, um die zauberhaften Figuren im Wald zu entdecken. Geführt wurden sie dabei von einer Fee, die zu jedem Tier eine Geschichte parat hielt.
Um zum Einstieg des Wanderwegs zu gelangen, parkt man am besten in Soriano nel Cimino auf dem Parkplatz an der Piazza della Croce Rossa Italiana, direkt hinter dem Rathaus, und geht dann zu Fuß weiter, den Schildern CAI 123A folgend. Der Rundwanderweg ist gut in einer Stunde zu bewältigen. Wer mehr will, kann bis zum Gipfel des Monte Cimino (1052 m) weiter wandern, wo etwas unterhalb ein schönes Ausflugslokal inmitten des UNESCO-Naturerbe-Buchenwalds zur Stärkung einlädt.
18. Oktober
Unser Gemüsegarten befindet sich im Wintermodus. Brokkoli, Brokkoletti, Blumen- und Rosenkohl, Kohlrabi, Fenchel und Spinat sind schon gesetzt und wachsen langsam vor sich hin. Nun haben wir noch die Tomatensträucher „geplättet“. Sie lieferten noch bis in den Oktober hinein Früchte, doch jetzt ist Schluss. Sie machen Platz für Knoblauch und Radieschen. Ich liebe unseren „Winter-Orto“ und genieße es sehr, dass es in den Gefilden Mittelitaliens das ganze Jahr über grünt und sprießt.
Von meinem Kampf gegen die Kohl-fressenden Larven des Kohlweißlings lest ihr in diesem Bericht: Kohlköpfe in Gefahr, ein toller Hundestrand und die einflussreiche „Päpstin“ – Italientagebuch Teil 3
24. Oktober
Nach einem Jahr Pause (weil 2023 fast nichts am Baum hing), konnten wir in diesem Oktober wieder Oliven ernten. Auch dieses Mal sah es nicht vielversprechend aus. Der extrem heiße und trockene Sommer hat viele Oliven verbrannt und es fehlte ihnen zudem die Feuchtigkeit um zu wachsen. Wider Erwarten ergab unsere Ernte aber 300 Kilogramm (genau wie 2022). Allerdings lieferten die dieses Mal kleineren und trockeneren Oliven weniger Öl. 2022 ergaben 300 Kilogramm 45 Liter Öl, dieses Mal waren es nur 30 Liter. Egal, jeder Tropfen frisches, unbehandeltes und eigens geerntetes Öl auf warmen Brusschetta ist die Mühe wert!
Den Messwert für den durchschnittlichen Ölgewinn nennt man Fruchtertrag. Der Fruchtertrag lag dieses Jahr laut den Experten unserer Ölmühle in Bomarzo bei 6 bis 11 Liter pro 100 Kilogramm (unser Wert lag bei 10,5 L). Für ganz Italien ist in diesem Jahr leider ein niedriger Fruchtertrag prognostiziert. Zum Vergleich: Als Norm gilt ein Ertrag von 12-15 L per 100 kg.
Unsere insgesamt 65 Olivenbäume bearbeiteten wir mit einem, von einem mobilen Motor angetriebenen Pflückgerät („Abbacchiatore“), sowie ganz einfach von Hand. Salvatore übernahm den anstrengenden oberen Teil der Bäume mit dem Abbacchiatore und ich bepflückte die unteren Äste von Hand. Die Arbeit mit dem Abbacchiatore ist deutlich effektiver, aber das Pflücken von Hand schont den Baum und meine Hals- und Oberarmmuskulatur.
Unter den Bäumen legen wir Netze aus, die die Oliven auffangen. Wie Fischernetze werden sie anschließend zusammengerafft und die Oliven in die Kisten verfrachtet. Dann geht es möglichst zeitnah zum Pressen in die Mühle. Lässt man die Oliven zu lange stehen, fangen sie an zu gären und man erhält nicht mehr die Qualität „Extra Vergine“. Geschmacklich macht sich das für Laien kaum bemerkbar. Es ist dann nur etwas weniger pikant.
Den passenden Zeitpunkt um mit der Ernte zu beginnen, erkennt man übrigens daran, dass sowohl grüne als auch dunkle Oliven an den Bäumen hängen. Alle Oliven sind, egal welche Sorte, zunächst grün und werden mit zunehmender Reife dunkel. All‘ diese Dinge durfte ich in den bisher zweieinhalb Jahren italienischen Landlebens lernen und ausgelernt ist noch lange nicht! Dachtet ihr auch, so wie ich vorher, dass grüne Oliven eine andere Sorte sind, als schwarze Oliven?
Zum letzten Teil des Italientagebuchs geht es hier: Weinlese 2024, ein nostalgisches Landfest und Salvatores Tierskulpturen – Italientagebuch Teil 13
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