Von den Salinen hin zu Ranches und Burgmauern
Nach drei Tagen mit Ausgangspunkt Salin-de-Giraud (mehr dazu in Teil 1) wechsele ich auf die andere, die westliche Seite des Étang du Vaccarès, des großen Sees im Kern der Camargue gelegen. Dieser See ist dem Naturschutz als wertvolles Brutgebiet zahlreicher Vogelarten vorbehalten, von weiter Prärie und Salinen umgeben und über Aussichtsplattformen einsehbar.
Hier auf der Westseite geht es wesentlich touristischer zu als in der Salinengegend bei Salin-de-Giraud. An der D570, der Hauptstraße zwischen Arles und Saintes-Maries-de-la-Mer reihen sich Ranches aneinander die Ausritte auf Camarguepferden anbieten. auf den Weiden grasen die für die Camargue typischen schwarzen Stiere, deren Fleisch in Form von Würsten an Holzständen am Straßenrand, aber auch in den Läden in den Orten angeboten wird. Außerdem passiert man den Vogelpark von Pont de Gau sowie das Museum der Camargue und das Camargue-Pferdemuseum.
Ort der Zigeuner-Wallfahrt
Vom beliebten Ferienort Les Saintes-Maries-de-la-Mer bin ich ehrlich gesagt etwas enttäuscht. Restaurants und Souvenirshops reihen sich aneinander, es gibt wenig alte Bausubstanz. Hunde dürfen in Ortsnähe nicht an den Strand und so schlendere ich mit Yeti entlang der Promenade und dann hinein ins Gassengewirr, kaufe Postkarten und trinke in einem kleinen Café am Kirchplatz Kaffee und zur Erfrischung eine sprudelige Orangina. Die Wehrkirche ist berühmt für den Schrein der heiligen Sarah, Schutzpatronin der Roma und Sinti, die jedes Jahr am 24. und 25. Mai aus allen Teilen Europas zur Zigeunerwallfahrt anreisen und hier ausgelassen feiern. Was dann wohl erst im Ort los sein muss?!
Märchenhafte Stadt am Rand der Salinen
Besser als Les-Saintes-Maries-de-la-Mer gefällt mir Aigues-Mortes, dessen imposante Stadtmauern von weitem im flachen, kargen Land der Camargue wie eine Fata Morgana erscheinen. In Aigues-Mortes sind die Parkmöglichkeiten für Wohnmobile mau und so lande ich am frühen Abend gezwungenermaßen auf dem völlig überteuerten WoMo-Standplatz direkt an der Stadtmauer. Für 20 Euro übernachte ich dort und kann auch am Folgetag noch parken und Wasser auftanken. Naja, wenigstens die Lage ist toll. Nach meinem Pasta-Kochen ist es dunkel und als ich aus dem Camper springe um mit Yeti die abendliche Gassirunde zu laufen, ist die Stadtmauer angestrahlt und wirkt so wirklich märchenhaft.
Eben diese fantastische Stadtmauer, die mit ihren 15 Türmen zu den besterhaltenen spätmittelalterlichen Wehranlagen Europas zählt, möchte ich am nächsten Morgen erklimmen. Von oben soll man eine schöne Aussicht auf die Gassen von Aigues-Mortes, sowie auf das umliegende, flache Sumpfland der Camargue haben. Leider bleibt mir das Erlebnis verwehrt: „Sie dürfen den Hund nicht mit hinauf nehmen“, erklärt mir die Ticketverkäuferin am Fuße der Treppe. Es ist ein heißer Oktobertag und ich kann Yeti bei diesen Temperaturen nicht im Camper einschließen. Da ich allein unterwegs bin, fällt auch die Abwechsel-Option weg.
Also laufen wir statt dessen durch die wunderschöne Altstadt. Im Schatten der Gassen herrschen eh angenehmere Temperaturen. Yeti hat Freude sich im Brunnen zu erfrischen, in dessen Mitte der französische König Ludwig IX thront, der 1246 die Stadt im Sumpfgebiet als Ausgangspunkt für seine Kreuzzüge gründete. Rund um König Ludwig und um Yeti und mich sitzen Leute in einladenen Cafès, einige von ihnen amüsieren sich über meinen planschenden und Wasser schlürfenden Hund.
Auf den weiten Rasenflächen rund um die Außenseiten der Stadtmauer können Hundebesitzer ihren Vierbeinern prima Entspannug und Auslastung bieten. Tore zu allen Seiten hin eröffnen beim Stadtbummel Pausen zum Durchatmen für Hund und Halter.
Fazit
Yeti und ich waren im Oktober 2017 zum ersten Mal in der Camargue. Fest steht, dass wir wieder kommen werden, diese außergewöhnliche Region mit ihrer rauen Schönheit strahlt eine besondere Atmosphäre von Wildheit und Ursprünglichkeit aus bietet aber auch spannende Historie und touristische Infrastruktur in angenehmen Maß. Die weiten Strände sind ein Traum, nicht nur für all diejenigen, die ihre Hunde dabei haben. Die dahinter liegenden Salinen, Lagunen und die Prärie bieten beste Möglichkeiten viele Tierarten zu beobachten und für WoMo-Fahrer gibt es viel Platz und einmalig schöne Stellmöglichkeiten.
Ihr wollt mehr Eindrücke aus der Camargue? Dann bitte hier entlang.
Hallo Caro, mal wieder soooo schöne Einblicke, Interessantes und Authentisches von deiner Tour! Dankeschön!!!
Ja, ja … Les Saintes-Maries-de-la-Mer war früher mal die „Freak-Metropole“: Man fuhr an den Strand, parkte sein (eigenhändig ausgebautes) Womo oder baute das kleine Zelt auf oder holte einfach nur den Schlafsack heraus. Drei Liter Wasser am Tag und ein Baguette reichten vollkommen – der Rest wird sich schon finden 🙂 Nette Nachbarn hatte man eigentlich immer. Viele „Aussteiger“ lebten dort in selbst gebauten Hütten – inklusive ihrer Bewohner, den Hornissen (machte ja nix, man wusste, wie man Schlimmes verhindern konnte) … und Flora und Fauna machten das Gefühl „Freiheit“ perfekt. Gegen Abend musste man auf der Hut sein, denn dann kamen die Pferde und es waren viele. So ändern sich Raum und Zeit! Aber eins steht fest: Die Camarque ist wirklich auch heute noch eine Reise wert! Schön, von deiner Version zu „hören“. LG, Moni