Diese Episode des Italientagebuchs steht ganz im Zeichen kulinarischer Genüsse. Wenn das so weiter geht, wird aus meinem Tier- und Reiseblog ein Food-Blog. Buon appetito!
31.Oktober 23
Halloween ging dieses Jahr bei uns weit über’s Kürbischnitzen hinaus. Die Back-Feen Anna und Carla zeigten mir zur Feier des Tages, wie man Ciambelline al vino (Weinkrapfen) macht. Diese leckeren Kekse gehören zu den ursprünglichsten Desserts der Region Latium und haben mit Halloween eigentlich garnichts zu tun. Man sagt hier, dass in jedem Haus einer Latium-Großmutter eine Blechdose mit Ciambelline steht.
Weinkrapfen heißen sie nicht umsonst. Zum Einen gehört Weiß- oder Rotwein in ihren Teig und zum Anderen werden sie zum Dessert in ein Glas Wein getunkt…oder in den Kaffee, auch lecker!
Ihre Zubereitung ist einfach. Als Maßeinheit reicht ein Glas. Gut verschlossen können sie lange in einer Dose aufbewahrt werden, ohne auszutrocknen oder an Geschmack zu verlieren.
Hier das Rezept (Falls es jemand von euch nachbackt, bitte ein Beweisfoto, oder besser noch ein Beweis-Ciambellino! 😉 )
Zutaten:
- 1 Glas Zucker
- 1 Glas Sonnenblumenöl oder Olivenöl extra vergine
- 1 Glas Weiß- oder Rotwein
- Weizenmehl (Typ 0), wir haben auch ein wenig Roggenmehl untergemischt
- 1 Teelöffel Backpulver
- 1 Teelöffel Vanillezucker oder Zimt
Mit dem Mehl einen Kreis formen. In die Mitte den Zucker, Wein, das Öl und das Backpulver geben. Alles gut verkneten, bis ein geschmeidiger Teig entsteht. Wenn der Teig gut formbar ist, daraus kurze Stränge abtrennen und dann Kringel legen. Diese Kringel taucht man kurz in Kristallzucker und legt sie auf ein mit Backpapier ausgelegtes Backblech. Bei 180° etwa 15–20 Minuten backen. Sie sind fertig, wenn sie schön goldbraun sind.
Das Originalrezept enthält keine Zusätze, aber Cimabelline lassen sich tausendfach variieren, z.B. mit Anis, Fenchelsamen oder Haselnüssen.
2. November 23
Nach dem Kürbiskopf kommt der Kohlkopf!
Heute haben wir unser erstes Wintergemüse ernten können. Ihr seht, den Kampf gegen den Kohlweißling haben wir also gewonnen. (Was es mit diesem Fressfeind des Kohls auf sich hat, lest ihr in Teil 3 des Italientagebuchs). Von all den Kohlsorten war ein gelber Blumenkohl als erstes erntereif.
Neben gelbem wächst auch lila Blumenkohl, sowie grüner Brokkoli, Rosenkohl und Weißkohl in unserem, für den Winter angelegten Gemüsegarten. Bunter Blumenkohl enthält mehr Vitamine als weißer und ist geschmacksintensiver. Die Farbe ist nicht etwa künstlich, sondern entsteht durch Sonnenlicht, durch das sich im Kohl farbgebende Stoffe, wie zum Beispiel Carotinoide (gelbe Variante) bilden.
Bis vor ein paar Jahren fand man im deutschen Supermarkt nur den weißen Blumenkohl. Dieser ist so gezüchtet, dass seine Blätter die Blume vor Sonnenlicht abschirmen. In Italien hingegen, wird der bunte Blumenkohl seit langem geschätzt. Überhaupt wird Blumenkohl auch italienischer Kohl genannt, weil er schon lange vor dem Blumenkohlanbau Deutschlands (seit Mitte des 18. Jahrhunderts) als das Lieblingsgemüse der Italiener galt.
Obwohl hoch geschätzt, nutzen die Italiener den Kohl auch als Schimpfwort: „Che Cavolo!“ („Was für ein Kohl!“)
12.-20. November 23
Hurra, hurra, meine Schwester ist da! Eine Woche vielfältiger Unternehmungen steht an, aber bleiben wir beim Essen…eine Woche voller kulinarischer Genüsse….um den roten Faden dieser Tagebuch-Episode nicht zu verlieren. Zusammen haben wir ein Restaurant ausprobiert, in das mein Freund Salvatore schon seit langem einmal einkehren wollte. Der Restaurantchef ist gleichzeitig Postmann in Bomarzo und erzählte Salvatore am Postschalter von seiner „Osteria del tempo perso“ in der Altstadt von Viterbo.
Der Familienbetrieb hat nur Freitags und Samstags geöffnet und steht nicht nur für rustikale Küche (typisch für eine Osteria), sondern auch für Kuriositäten. Es fängt schon außergewöhnlich an mit der Lage: Etwas versteckt an die Außenmauern des historischen Stadtkerns gedrückt. Als nächstes wundern wir uns darüber, dass man in einer Osteria anklingeln muss, um hinein zu kommen.
Hinter der Porta dann schummriges Licht und mehrere Abzweigungen. Wo entlang? Chef Alessandro führt uns ins Speisezimmer. Wir schmausen unter historischen Gewölbedecken. Vom bunten Antipastiteller und Pasta der Provinz Viterbo, über Fisch- und Fleisch-Gerichte bis hin zu diversen Dolci ist für jeden auf der Speisekarte etwas dabei. Sind die Teller lehr geputzt, kommt Alessandro mit einem nostalgischen Globus angerollt, den er feierlich öffnet, sodass sich vor einem Sternenhimmel allerlei Hochprozentiges auftut. Der besonders starke „Amaro dei Papi“ soll schon die Päpste in Viterbo zum singen und tanzen gebracht haben.
Anschließend wollen wir, neugierig wie wir sind, noch wissen, wohin die anderen Abzweigungen vom Restauranteingang führen. Wir staunen über das „Speisezimmer der Herzen“, das Weinlager und den Gewölbekeller der manchmal zur Disco umfunktioniert wird.
Seid ihr also einmal in Viterbo und bekommt Hunger auf bodenständige Küche schaut in der Osteria del tempo perso vorbei. Sympathische, witzige und überraschende Eindrücke sind dort inklusive, und ein Besuch ist alles andere als tempo perso (verlorene Zeit).
Zum vorherigen Tagebuch Teil 7 geht es hier: Bremsen für Katzen, die schmalste Gasse Italiens und unterwegs mit Trüffelschnüfflern – Italientagebuch Teil 7
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