Hundeglück mit Naturschutz kombiniert
Wahrlich ein Paradies für Vierbeiner und sicherlich János’s Highlight dieser Reise ist der Naturerlebnisgarten für Hunde und deren Halter im Allgäu. Hundepsychologin und -Trainerin Anja Hanzel hat am Rand des Örtchens Kraftisried mit viel Kreativität, Naturverständnis und Hunde-Erfahrung ein ganz besonderes Areal erschaffen.
Wir folgen der Ausschilderung, die uns von der Hauptstraße B12 entlang eines Walds auf einen Feldweg zum Ziel führt. Oh, oh, ob der Van durch die recht niedrige Unterführung passt, die wir zwangsläufig passieren müssen, den Naturgarten bereits im Blick. Es passt gerade so!
Am Zaun steht Anja Hanzel, neben ihr ihr vierbeiniger Begleiter Ted, ein Tierschutzhund aus Griechenland. Als János ihn durch die Autoscheibe sichtet, bricht er in aufgeregtes Bellen aus. Na, das kenne ich ja schon von ihm.
Ich bin zum Gespräch mit Anja Hanzel verabredet. Sie hat sich Zeit genommen, um mir ihre Idee von der Kombination aus Naturschutz und Hundeglück bei Kaffee und Kuchen in der gemütlichen Hütte am Rand des Trainingsplatzes zu erläutern. „Ich hoffe, ich kann mit diesem Projekt eine Vorreiterrolle einnehmen und andere Kollegen zu Ähnlichem inspirieren“, sagt Anja Hanzel, die ein großer Tierfreund ist.
Die 4000 Quadratmeter ihres Hundeplatzes nutzte sie bei den Trainings nie komplett aus und so sei ihr der Einfall gekommen, eine Hälfte davon nicht nur den Hunden, sondern auch dem Naturschutz zu Gute kommen zu lassen…dem Arten-, bzw. Insektensterben entgegen zu wirken.
Der Hundespaß beginnt!
Der Kaffee ist ausgetrunken. Dann ist es endlich so weit: János darf den Naturerlebnisgarten testen, der Hundespaß beginnt! Über den „normalen“ Trainingsplatz mit gemähter Wiese, rennt er geradewegs durch das Holztor hinein in das „wildere“ Gebiet. Hier sprießen Kräuter, wachsen Kartoffelrosen, von deren Blüten die Bienen und von deren Früchte im Herbst die Vögel zehren. In den im letzten Jahr angepflanzten Hainbuchen haben sich Vögel ihr Nest gebaut und in der Benjeshecke finden Blindschleichen und Igel Unterschlupf. Unser Hund interessiert sich besonders für die „Eidechsen-Wohnanlage“, ein speziell arrangierter Steinhaufen, über den er klettert. Die naturnahe Gestaltung des Areals zieht zahlreiche Vögel, Insekten und Amphipien an und sorgt somit für ein sinnesreiches Umfeld für die Hunde.
Ich nehme erstmal in der windgeschützten „Panoramahütte“ platz und lasse János alles auf eigene Faust erkunden. Hier darf er das, es kann nichts passieren, der Garten ist mit einem 1,70 Meter hohen Zaun umgeben, und ich kann mich entspannt zurück lehnen. Das ist herrlich! Vom Pavillon guckt man über das gesamte Areal. Schaut man zu den Fenstern nach hinten hinaus, kann man statt aktivem Hund auch emsige Insekten beobachten, die sich im, für Vierbeiner abgesperrten Wildgarten wohl fühlen. Eine Insekten-Bestimmungshilfe, sowie Erfrischungsgetränke stehen in der Panoramahütte für die Besucher bereit.
So schön es auch ist, lange halte ich es nicht aus, einfach so da zu sitzen, zu genießen und zu beobachten. Zu groß ist der Anreiz, die Beschäftigungselemente im Naturerlebnisgarten mit János auszuprobieren. Einige Elemente beschreibe ich hier mal:
Die Schnüffel-Bar der Superlative (Hundeglück Teil 1):
…ist natürlich genau das Richtige für meinen Jagdhund. In die verschieden großen Vertiefungen können Leckerli versteckt werden, oder aber auch die von Anja Hanzel zur Verfügung gestellten Aroma-Beutel für anspruchsvolle Schnüffel-Spiele.
Das Heubett (Hundeglück Teil 2):
„Manche Hunden liegen hier nur einfach gerne“, berichtet Anja Hanzel. János nutzt das Heubett zum klettern, als Ausguck und natürlich auch um kleine Leckereien im Heu zu finden.
Das Erdloch (Hundeglück Teil 3):
Durch das Tor der Hundehütte geht es hinein in diese Höhle, in der nach Herzenslust gebuddelt werden darf.
Die Drehscheibe (Hundeglück Teil 4):
Rennen, rennen, Blannce halten, rennen und sich auf den Menschen verlassen, der einen an der Leine hält. Darum geht es auf der Drehscheibe
Der Natur-Pacour (Hundeglück Teil 5):
Über steile Stiegen oder gar eine Hängebrücke geht es hinauf auf die Elemente-Leiter. Bälle, Tannenzweige, Kaninchenfell…hier oben wartet quasi ein Barfuß-Pfad für Hunde
Das Indoor-Spielzimmer (Hundeglück Teil 6):
In einem Bauwagen steht Spielzeug für Schlechtwetterlagen zur Verfügung
Ein Teil des Naturerlebnisgartens kann auf Wunsch mit einem Steckzaun für Trainings abgegrenzt werden. Hier gibt es Pylone, Sprungstangen, Sprungringe und andere Gegenstände aus dem Hundesport Agility. „Ich habe oft erlebt, dass es die Hunde immer wieder in den wilden Naturgarten treibt. Sie scheinen den Bereich tatsächlich besonders zu mögen, entwickeln dort eine eigene Dynamik und verknüpfen den Ort mit Freiheit. Deswegen ist es für konzentriertes Training sinnvoll, den Bereich einzugrenzen“, erklärt die Hundetrainerin.
Wie kann ich den Naturerlebnisgarten nutzen?
Der Naturerlebnisgarten ist für jeden Hund geeignet. Er kann stundenweise exklusiv gebucht werden, sodass man dort ganz in Ruhe „Quality-Time“ mit seinem tierischen Kumpel erleben kann. Aber auch als Gruppe von Hundefreunden kann man sich den Garten reservieren. Die Eintrittsgelder fließen zu 100 Prozent in die Entwicklung und Pflege des Naturerlebnisgartens uund somit auch in den Naturschutz.
Anja Hanzel bietet zudem Entwicklung und Gestaltung derartiger Naturgärten an, z.B. für Hotels oder Ferienanlagen. „Die meisten Landschaftsgärtner wissen doch nicht, was Hunde glücklich macht“, sagt sie augenzwinkernd. Durch ihre Arbeit mit den Hunden im Naturgarten habe sie wertvolle und überraschende Erfahrungen sammeln können. Diese ließ sie, zusammen mit 14 anderen Hunde-Experten in die Erarbeitung eines neuen Studiengangs einfließen: Tiergestützte Wildnis- und Erlebnispädagogik für Mensch und Hund wird seit Januar 2018 an der Akademie für Tiernaturheilkunde ATN Fernstudium Uni in der Schweiz angeboten.
Folgende Erlebnispädagogische Veranstaltungen bietet Anja Hanzel im Allgäu:
– Nachtwanderung mit Hund
– Kräuterwanderung mit Hund
– „Back to the roots“ – werde während des Spaziergangs zum intuitiven Gefährten deines Hundes
Unser Fazit:
Der Naturerlebnisgarten lohnt auf jeden Fall einen Ausflug. Gerade wenn man seinen Hund in freier Natur nur schwerlich von der Leine lassen kann, ist es ein gutes Gefühl, ihn hier mal ausgelassen toben zu sehen. Im Gegensatz zu den sonst üblichen Hunde-Freilauf-Arealen, kann man hier durch die Spiel-Elemente nochmal ganz andere Seiten an seinem vierbeinigen Freund entdecken und die Bindung stärken. Ganz nebenbei bekommt man Anregung für eine naturnahe Gartengestaltung. Erstaunlich, was man mit ein wenig Kreativität und oft ganz einfachen Mitteln für die Natur und auch für die Beschäftigung seines Hundes tun kann. Einziges Manko in dieser Idylle ist die rauschene Verkehrsader, die nah am Naturerlebnisgarten vorbei führt. Die Hunde stört das aber nicht. János ging es richtig gut im Naturerlebnisgarten und das macht auch mich glücklich!