Yeti trifft auf Marokkos Tierwelt
Ohne dafür große Anstrengungen zu unternehmen oder Tierbeobachtungstouren zu buchen, treffen wir auf unserer Reise durch Marokko viele unterschiedliche Lebewesen. Marokkos Tierwelt sorgt bei unserem vierbeinigen Reisebegleiter Yeti für Verwirrung. So zum Beispiel auf der wenig befahrenen Küstenstraße R301 zwischen den Städten Safi und Essaouira. Dreimal auf rund 100 Kilometern legen wir einen Stopp ein für….ja für was? Yeti traut sich zuerst garnicht heran. „Was ist denn das?“, scheint er sich zu fragen und der Schildkröte vor ihm ist die Situation ebenfalls nicht geheuer. Schnell zieht sie den Kopf unter ihren Panzer, als Yeti mutiger wird, an ihr schnüffelt und sie mit seiner Pfote anstupst. Irritation und Neugierde sind berechtigt, ist er doch noch nie zuvor in seinem Hundeleben beim Spaziergang auf eine Schildkröte gestoßen. Die in Marokko vorkommende Maurische Landschildkröte gilt als bedrohte Art und das Mitnehmen eines solchen Reptils ist illegal. So bleibt Yeti also weiterhin unser einziger tierischer Freund im Wohn-Van.
An den unberührten Sanddünen bei Sidi Yssahak, deren Oberflächen ganz eben sind, können wir über die „Malerei“ von Käfern staunen. Hin und her krabbelnd zeichnen sie mit ihren dicken, schwarzen Körpern abstrakte Linien in den warmen Sand. Yeti, der Tollpatsch, nimmt die Käfer nicht wahr und läuft mitten durch ihr Dünen-Kunstwerk.
Volle Aufmerksamkeit unseres Hundes erhalten hingegen wieder die Atlashörnchen. Wie ihr Name schon verrät, tauchen die putzigen Hörnchen zwischen den Felsen auf, an denen wir im Antiatlas entlang wandern. Zum Glück bekommt der von der Sonne träge Yeti die flinken Tierchen nicht zu packen. Atlashörnchen gibt es nur im Atlasgebirge in Marokko und Algerien, zudem noch unnatürlicher Weise auf Fuerteventura. Dort wurden sie in den Sechziger Jahren als Haustier importiert, breiteten sich aber auch in freier Natur aus und stellen auf der Kanarischen Insel heute eine Bedrohung für heimische Pflanzen und Tiere dar.
Ob die Atlashörnchen wohl auch an den Argannüssen nagen? So wie es die Ziegen in Marokko tun? Die galle-bitter schmeckenden Früchte des Arganienbaums, sind die Lieblingsspeise der Ziegen. Als wahre Kletterkünstler steigen sie bis hinauf in die Spitzen der Bäume, um eine Leckerei zu ergattern. Yeti wollte es ihnen gleich tun, kam aber mit den Vorderpfoten nur bis auf die erste „Baum-Etage“. Arganienbäume kommen ausschließlich im kargen Südwesten Marokkos vor und sind sowohl von fressenden Viehherden als auch von Abholzung bedroht. Dabei gilt das aus ihren Nüssen gewonnene Öl als weißes Gold Marokkos. Es ist weltweit als Delikatesse und Kosmetikprodukt gefragt.
Weniger Freude als die Ziegenherden in Bäumen bereitet der Anblick der als Lasttiere gehaltenen Esel. Oftmals sind die Esel bis auf die Knochen abgemagert und müssen trotzdem noch schwer Arbeiten. Die Hitze scheint den, vom wilden Afrikanischen Esel abstammenden Hauseseln nicht die argste Belastung zu sein, gehören doch karge Wüstenlandschaften zu ihrem ursprünglichen Lebensraum. Wahrscheinlich ist es eher der Mangel an gutem Futter, vielleicht auch an Wasser, und vor allem die Überarbeitung die die Tiere so elendig aussehen lässt. Viele Marokkaner, die auf dem Land leben und sich einen Esel als Lasttier halten, haben selbst wenig Geld. Ist ihr Esel krank, werden sie kaum einen teuren Tierarzt bezahlen können. Auch um die Hufpflege wird sich anscheinend nur seltend gekümmert.
In traurigem Zustand sind in Marokko auch die vielen Hunde. Zum Thema Hundehaltung und Streunerhunde schreibe ich im Blogbeitrag „Marokko mit Hund?“.
Zu Marokkos Tierwelt zählen auch die Berberaffen. Wir treffen sie an den höchsten Wasserfällen des Landes in Ouzoud im mittleren Atlas. Sehr zur Freude zahlreicher Touristen klettern sie entlang der Geländer und setzen sich für Fotos in Pose. Durch das unmögliche Anfüttern durch Menschen, sind die Tiere hier recht zahm, aber auch nicht ungefährlich frech. Als sie Yeti entdecken, fangen sie an zu Fauchen. Das gefällt unserem Hund nicht. Er fängt an zu bellen, was wiederum den Affen nicht gefällt. Also mit Hund besser einen großen Bogen um die Affen machen!. Der Berberaffen gehören wie zirka zwanzig andere Affenarten zur Gattung der Makaken. Eigentlich leben alle Makaken in Asien, die Berberaffen bilden da die Ausnahme. Sie kommen in Marokko und Algerien, sowie innerhalb Europas auf der Halbinsel Gibraltar vor. Aufgrund der Zerstörung ihrer Lebensräume gehören Berberaffen heute zu den bedrohten Arten. In Marokko kann man sie auch in den uralten Zedernwäldern bei Ifrane beobachten.
Dort wo Toursiten sind, sind in Marokko Dromedare und Pferde nicht weit. Am Rand der Sahara in Mhamid und an den Dunes de Tinfou tragen Sie Urlauber auf mehrtägigen Touren durch die Wüste. An den Stränden von Essaouira und El Jadida, oder auch vor den Stadtmauern Marrakechs steigt manch‘ ein Tourist nur mal eben für’s Foto auf ihren Rücken. Yeti stört sich wenig an den gemächlichen Dromedaren und das beruht zum Glück auf Gegenseitigkeit. Liegen sie mit ihren bunten Decken auf dem Rücken in einer Herde zusammen, macht unser Hund einen großen Bogen um die Tiere.
Dromedare werden aber auch heute noch, wie schon vor hunderten von Jahren, von Nomaden in der Sahara als Fortbewegungsmittel genutzt. Bei einer Wüstentour im Jeep treffen wir auf eine Herde Dromedare deren Forderläufe mit einem kurzen Seil zusammen gebunden sind. „Das ist die Herde eines Nomaden. Er lässt die Tiere hier grasen. Das Seil erschwert ihnen das Laufen, sodass sie sich nicht zu weit enfernen können“, erklärt unser Guide Mustafa.
Übrigens: In Marokko trifft man ausschließlich auf einhöckrige Kamele, die Dromedare. Zweihöckrige Kamele, auch Trampeltiere genannt, leben in Asien, gehören also nicht zu Marokkos Tierwelt. Hier lest ihr genaueres über Einteilung der Kamele.
– Welche Tiere habt ihr bei eurer Marokkoreise beobachten können? Habt ihr andere Erfahrungen gemacht als wir? –
Ein schöner Bericht mit einmaligen Fotos. Ich werde dich gerne wieder besuchen!
Liebe Grüße Sigrid
Hallo Sigrid,
vielen Dank! Das Tierisch-in-Fahrt-Reiseteam freut sich, wenn du ab und zu vorbei schaust.
Hallo Frau Hlawatsch,
ein toller Blog ist das. Wir wollen Ostern nach Marokko und ich habe schon richtig Lusst, morgen los zu fahren, so einladend sind Ihre Bilder. Tolle Fotos und schöne Berichte!
Hallo Frau Schnitker,
das ist ja schön, dass Sie auf meinen Blog gefunden haben und es freut mich, wenn ich Ihre Reisevorfreude mit meinen Marokko-Beiträgen noch steigern kann.
Ich weiß ja nicht, ob Sie schonmal dort waren!?! Es ist sehr beeindruckend, manches Mal auch anstrengend. Mich hat es rückblickend irgendwie verzaubert…will auch nochmal hin.
Ihnen eine wunderbare Reise.